Quelle: Tele M1
Die Kandidatur von Juso-Aargau-Mitglied Meli Del Fabro für den Aargauer Grossrat und den Regierungsrat sorgt für erhebliche Aufregung. Das Mitglied, das auch Teil des Juso-Präsidiums ist, geriet letzte Woche nach einem Interview bei Tele M1 über ihre Kandidatur als non-binäre Person ins Visier der SVP. Während des Interviews war ein Ohrring mit der Aufschrift «1312» zu sehen, was in vielen Kontexten als Abkürzung für den anti-polizeilichen Slogan «ACAB – All Cops Are Bastards» interpretiert wird.
Die SVP reagierte scharf auf diesen Auftritt. An der Grossratssitzung am Dienstag brachte Nicole Heggli-Boder in einer Fraktionserklärung die Kritik der SVP zum Ausdruck. Sie verurteilte nicht nur das Verhalten der Juso-Kandidatur, sondern kritisierte auch die Mutterpartei, die SP. «Wer die Polizei angreift, greift den Staat an. Und wer die Polizei angreift, gehört weder in den Grossrat noch in die Regierung», erklärte Heggli-Boder. Die SVP fordere deshalb den sofortigen Rückzug von Del Fabros Kandidatur sowie eine klare Distanzierung durch die SP.
Bereits einige Stunden zuvor hatte SVP-Nationalrat Andreas Glarner auf der Plattform X, ehemals Twitter, einen Screenshot des Ohrrings aus dem Fernsehbeitrag gepostet und damit die Diskussion angestossen.
Die Juso Aargau Präsidentin und Regierungsratskandidatin Melanie del Fabro trägt einen Ohrring mit dem in der linksextremen Szene beliebten Code 1312 = ACAB = „all cops are bastards“ - wo sind wir gelandet?! (Bilder TeleM1) pic.twitter.com/AorN3Bl3tC
— Andreas Glarner (@andreas_glarner) August 27, 2024
Das sei auch keine Toleranz
Auch Max Suter, ehemaliger Kriminalpolizist bei der Kantonspolizei Aargau und SVP-Einwohnerrat, meldet sich zu Wort. Gegenüber ArgoviaToday sagt er: «Als ehemaliger Polizist finde ich das sehr daneben.» Die Juso fordere immer Toleranz, aber das hier sei keine Toleranz, so Suter. «Ich erwarte eine Entschuldigung gegenüber allen Polizistinnen und Polizisten, die tagtäglich für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen – auch für die non-binären Personen.»
Von der Kritik ist Meli Del Fabro unbeeindruckt. Wie das Juso-Mitglied am Dienstagnachmittag gegenüber ArgoviaToday sagte, gehe es bei 1312 nicht um einen persönlichen Angriff auf die Polizistinnen und Polizisten, sondern um eine Kritik an die Institution und deren Ausübungen. «1312 nutze ich als Statement ‹All Cops Are Bastardized› (vom System).» Das Vorgehen der Polizei sei oft nur ein Akt der Repression und der Symptombekämpfung, das helfe dem Kampf gegen Armut und Diskriminierung nicht, so das Juso-Mitglied. Stattdessen soll mehr Geld in die Gewaltprävention gesteckt werden. Zugleich erkennt Del Fabro aber auch an, dass die Polizei wichtige Arbeit leiste: «Die Polizei hat ein breites Aufgabenfeld und mir ist klar, dass sie auch wichtige Arbeit leistet. Aber die Frage ist auch für wen. Migrantisierte Personen beispielsweise werden auch stark diskriminiert von der Polizei.»
Kein Rücktritt in Sicht
Del Fabro sieht in der Fraktionserklärung der SVP aber vor allem eher ein Ablenkungsmanöver. «Ich glaube, die SVP will mit dieser Aktion einfach ablenken von ihren eigenen Jungpolitikerinnen und -politikern, wie Vivienne Huber und Ramon Hug. Die beiden sind stark aufgefallen durch ihre menschenverachtenden und hetzerischen Aussagen.» Vivienne Huber hatte Anfang August auf die Ankündigung einer Pride-Veranstaltung in Aarau getwittert: «Der Parasit expandiert», kurz nachdem sie selbst zu mehr Anstand und Respekt aufgerufen hatte. Sie löschte den Tweet kurz darauf. Ramon Hug, Präsident der Jungen SVP Aargau hatte sich auf Social Media mit dem österreichischen Rechtsextremen Martin Sellner solidarisiert, der auf Einladung der «Jungen Tat» in Tegerfelden von der Polizei angehalten und an einem Vortrag gehindert worden war.
Rücktrittsgedanken hat Del Fabro nicht. «Wegen eines Ohrrings? Ich finde diese Fraktionserklärung ein wenig peinlich. Ich werde nicht wegen des Ohrrings und weil ich dafür einstehe, dass man Staatsgewalten kritisch hinterfragen soll, zurücktreten.»
(red.)
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