Der Graben zwischen Geimpften und Ungeimpften scheint immer tiefer zu werden. Sind die Unterschiede aber wirklich so gross? Die Uni Basel hat im Rahmen ihrer Swiss Corona Stress Study eine Antwort auf diese Frage gesucht. Dabei hat sie über 11'000 Personen aus der ganzen Schweiz befragt, 58 Prozent von ihnen sind geimpft.
Bei der Umfrage stellte sich heraus, dass die Zertifikatspflicht 73 Prozent der Ungeimpften stark belastet. Bei den Geimpften sind dies lediglich 9,4 Prozent. 17,1 Prozent sind neutral eingestellt. Der Grossteil der Geimpften – 30,1 Prozent – empfindet die Zertifikatspflicht sogar als entlastend.
Ein grosser Unterschied zeigt sich auch bei der Belastung durch Konflikte rund um die Themen Corona und Impfen in der Familie oder unter Freunden und Arbeitskollegen. Sie ist zwar auch bei Geimpften hoch, bei Ungeimpften sei sie jedoch deutlich höher, schreibt die Uni Basel in einer Mitteilung.
Ein weiterer markanter Unterschied ist bei der Angst zu erkennen, dass jemand aus dem engsten Umfeld ernsthaft an Corona erkranken könnte. Knapp ein Drittel (31,7 Prozent) der Ungeimpften hat davor keine Angst, nur 4,4 Prozent von ihnen machen sich sehr grosse Sorgen. Umgekehrt haben 20,7 Prozent der Geimpften sehr grosse Angst und nur 8,5 Prozent sind in dieser Frage entspannt. Insgesamt 2079 Befragte haben auch eigene Kinder zwischen vier und elf Jahren. Von ihnen haben 17 Prozent der Geimpften überhaupt keine Angst, dass sich ihr Kind mit Corona infiziert. Bei den ungeimpften Eltern sind es über zwei Drittel (68 Prozent).
Doch warum lassen sich viele gar nicht impfen? Bei dieser Frage konnten die Ungeimpften mehrere Antworten angeben. Der häufigste Grund lautet: Weil sie die Wirksamkeit der Impfung anzweifeln (69,4 Prozent). Danach kommt die Angst vor Nebenwirkungen (56,6 Prozent). Ein Drittel gab zudem an, sich aus Protest gegen die Bevormundung nicht impfen zu lassen.
Junge stehen wegen Ausbildung stark unter Druck
Geht es um schwere depressive Symptome, spielt der Impfstatus keine Rolle. Hier gaben 19 Prozent der Befragten an, dass sie darunter leiden. Das sind so viele wie in keiner Befragung zuvor. Im Lockdown waren es neun Prozent, im Mai 2020 zwölf Prozent. In der zweiten Welle im November 2020 stieg die Zahl dann auf 18 Prozent. Besonders von schweren depressiven Symptomen betroffen sind junge Leute, ein Drittel der 14- bis 24-jährigen Befragten gaben dies an. Der häufigste Grund ist der Stress durch den Leistungsdruck an der Schule oder der Uni. Auch die Sorge um eine schlechtere Bildung wegen der Pandemie spielt mit. Weniger stark belasten etwa die Verletzung der politischen oder demokratischen Grundrechte oder die Sorge, dass jemand aus dem engsten Umfeld an Corona sterben könnte.
Die Probleme verleiten auch viele Menschen dazu, mehr Medikamente wie Beruhigungs- und Schlafmittel einzunehmen. 53,6 Prozent von jenen, die solche einnehmen, berichten in der Umfrage von einer Zunahme. 3,5 Prozent nehmen weniger ein und 42,9 Prozent nehmen gleich viele Medikamente wie vor der Pandemie. Ein ähnliches Verhalten zeigt sich auch bei Nikotin-, Alkohol- oder Cannabiskonsumenten.
Was du zur Studie wissen musst
Die Erhebung fand zwischen dem 16. und 28. November 2021 statt. Es handelt sich nicht um eine repräsentative Umfrage. Die Population der Befragten bilde jedoch ein breites Spektrum der Schweizer Bevölkerung ab, schreibt die Uni Basel.
(vro)