Gut eine Stunde durfte Stefan Küng auf den ersten Triumph bei einer grossen Rundfahrt hoffen. So lange sass der 27-Jährige vom Team Groupama-FDJ nach den 27,2 km von Changé nach Laval im Zielbereich auf dem Leader-Sessel. Fahrer um Fahrer sah er an seiner Marke scheitern.
Am knappsten war es beim Dänen Jonas Vingegaard geworden, der nach knapp 33 Minuten Fahrzeit nur acht Sekunden langsamer war als Küng. Auch der Belgier Wout van Aert, der ihm im März beim Tirreno-Adriatico vor der Sonne gestanden war, reihte sich dieses Mal hinter dem Zeitfahr-Europameister aus Wilen bei Wil ein. Ebenso der Slowene Primoz Roglic kam nicht an Küng heran.
Pogacar eine Klasse für sich
Doch letztlich blieb Küng doch nur die Enttäuschung darüber, dass ihm der Sieg einmal mehr verwehrt blieb. Tadej Pogacar war schlicht eine Klasse für sich. Erneut gelang ihm ein äusserst starkes Zeitfahren.
Vergleichbar mit demjenigen im Vorjahr, als er in der vorletzten Tour-Etappe das Bergzeitfahren hinauf zur Planche des Belles Filles überlegen gewann. Damals hatte der 22-Jährige gleichzeitig auch den Gesamtsieg gegenüber Primoz Roglic sichergestellt.
Van der Poel überrascht mit Rang 5
Rang 3 im Zeitfahren in Laval ging an Jonas Vingegaard (0:27 zurück). Auf den weiteren Plätzen folgten Van Aert und Mathieu van der Poel. Der 26-jährige Niederländer verlor nur 31 Sekunden auf Pogacar, womit er das Maillot jaune etwas überraschend nochmals behalten durfte.
Acht Sekunden beträgt sein Vorsprung auf Pogacar noch. Neu Gesamt-Dritter ist mit einer halben Minute Rückstand Van Aert. Der französische Weltmeister Julian Alaphilippe verpasste im Zeitfahren die Top 10 und büsste in der Gesamtwertung mit nun 48 Sekunden Rückstand zwei Positionen ein.
Bissegger im Regen ohne Chance
Zweitbester Schweizer im ersten von zwei Zeitfahren der 108. Frankreich-Rundfahrt war Stefan Bissegger als 18. mit 1:22 Minuten Rückstand. Der Thurgauer, der viel früher als viele Konkurrenten unterwegs war, hatte allerdings Wetterpech zu beklagen. Einiges von seinem Rückstand war auf die nasse Fahrbahn zurückzuführen. Einmal verhinderte Bissegger nur mit Glück und viel Können einen Sturz.
Am Donnerstag erhalten die Sprinter die nächste Gelegenheit auf den Tagessieg. Von Tours geht es über 160,6 km nach Châteauroux. An diesen Ort hat Mark Cavendish - wie schon zwei Tage zuvor in Fougères - besonders gute Erinnerungen. In Châteauroux gewann der Brite vor 13 Jahren erstmals eine Etappe der Tour de France.