Aargau/Solothurn

Aargauer Ehepaar soll Ungarin zur Prostitution gezwungen haben

Vor Gericht

Aargauer Ehepaar soll Ungarin zur Prostitution gezwungen haben

21.09.2023, 22:06 Uhr
· Online seit 21.09.2023, 22:06 Uhr
Menschenhandel mit Frauen ist auch in der Schweiz ein grosses Problem. Rund 400 Betroffene melden sich jedes Jahr bei der Fachstelle. Einen schlimmen Fall musste das Bezirksgericht Zofingen am Donnerstag beurteilen. Besonders brisant: das Opfer musste sich auch dann noch prostituieren, nachdem es schwanger wurde.

Quelle: Tele M1

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19 Jahre alt war eine junge ungarische Frau, als sie von einem Aargauer Ehepaar zur Prostitution gezwungen worden sein soll. Ihre Zuhälterin wurde am Donnerstag vom Bezirksgericht Zofingen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

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Oberstaatsanwaltschaft findet Strafe zu milde

«Wir haben ursprünglich acht Jahre gefordert von der Staatsanwaltschaft und dreieinhalb Jahre bekommen. Das ist deutlich weniger als das, was wir uns gewünscht hätten», sagt Adrian Schuler, Mediensprecher der Aargauer Oberstaatsanwaltschaft gegenüber Tele M1 nach dem Prozess. Natürlich werde nun erst das vollständig begründete Urteil abgewartet – weitere Schritte behalte man sich aber vor, so Schuler.

Unter falschem Vorwand in die Schweiz gelockt

Begonnen hat alles vor zwei Jahren in Ungarn. Die 19-Jährige arbeitete dort als Prostituierte in ärmsten Verhältnissen. Die Beschuldigte und ihr Mann boten ihr einen vermeintlichen Ausweg – und haben ihr erzählt, sie könne in der Schweiz in einem Modegeschäft arbeiten. In der Schweiz allerdings wurde sie dann zur Sexarbeit gezwungen.

«Sie hat über die Dienstleistung, den Ort, die Zeit und den Preis bestimmt. Sie hat komplett über den Körper dieser Frau bestimmt. Sogar als sie durch den nicht gewünschten ungeschützten Geschlechtsverkehr schwanger wurde, musste sie weiterhin als Prostituierte arbeiten. Sich dieses Martyrium vorzustellen, ist wahrscheinlich relativ schwer», bringt Schuler die Schwere der Tat zum Ausdruck. Vor Gericht bezeichnete sich die Beschuldigte jedoch selbst als Opfer und gab an, ihr Lebenspartner habe sie unter Druck gesetzt. Das Gericht schenkte ihr jedoch keinen Glauben.

«Wir brauchen legale Migrationsmöglichkeiten»

Der Fall der 19-jährigen Ungarin ist typisch. Um solche künftig vermeiden zu können, brauche es konkrete Massnahmen, erklärt Lelia Hunziker, Geschäftsführerin der Fachstelle für Frauenhandel: «Wenn wir Menschenhandel bekämpfen wollen, müssen wir die Armut in den Herkunftsländern bekämpfen. Und wir brauchen legale Migrationsmöglichkeiten, denn das Migrationsregime in Europa und der Schweiz fördert den Menschenhandel.»

veröffentlicht: 21. September 2023 22:06
aktualisiert: 21. September 2023 22:06
Quelle: ArgoviaToday

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