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Traditionsreicher Aargauer Schuhhersteller Künzli schliesst

«Tut extrem weh»

Keine Nachfolge gefunden: Aargauer Schuhhersteller Künzli schliesst

12.09.2024, 19:04 Uhr
· Online seit 12.09.2024, 13:07 Uhr
Der traditionsreiche Schweizer Schuhhersteller Künzli wird per Ende Jahr seine Geschäftstätigkeit einstellen. Obwohl die Firma gesund sei und wachse, habe man keine Nachfolgelösung finden können, teilt das Unternehmen mit. Den elf Mitarbeitenden am Hauptsitz in Windisch wird gekündigt.
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Die medizinischen «Künzlischuhe» zur Therapie von Knöchel- und Bänderverletzungen verschwinden damit ebenso wie die Sneakers mit den fünf Künzli-Streifen. «Ich habe meine Rolle immer als Hüterin der Marke Künzli verstanden. Es war nicht leicht, Künzli auf die Zukunft einzustellen und fit zu machen. Dies ist uns in den letzten Jahren gelungen. Jetzt dennoch schliessen zu müssen, ist mehr als bitter und tut mir wahnsinnig weh», sagt Inhaberin Barbara Artmann (63) zu Radio Argovia.

Trotz sorgfältiger und professionell unterstützter Nachfolgeplanung sei keine adäquate Nachfolgelösung gefunden worden. Mehr als zweieinhalb Jahre habe man einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht, sagt Artmann.

Sie selber könne auch nicht ewig weitermachen. «Irgendwann muss man aufhören, ich werde auch älter.» Theoretisch gäbe es die Möglichkeit, dass sich nun in den nächsten Monaten noch jemand meldet, der das fast hundertjährige Traditionsunternehmen übernimmt und damit rettet. «Für sonderlich wahrscheinlich halte ich das nicht, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt», sagt Artmann.

Ein Unternehmen mit langer Tradition

Die Künzli SwissSchuh AG hat eine lange Tradition. Im Jahr 1927 gründete Werner Künzli ein Unternehmen zur Herstellung von Sportschuhen. 1955 übernahm sein Sohn Kurt Künzli das Geschäft und entwickelte Künzli zum Inbegriff von Schweizer Sportschuhen. Zu seinen zentralen Erfindungen gehört auch die 5er-Patentschnürung in den 50er-Jahren, die nicht nur dem Fuss besonderen Halt gibt, sondern sich auch schnell mit ihren prägnanten 5 Streifen zum Markenzeichen der Künzli Schuhe entwickelte.

In den 70er-Jahren entstand der Stabilschuh mit den seitlichen Stabilisatoren, fortgeführt als Künzli Ortho sind diese heute die führende Therapie für Köchel- und Bänderverletzungen. Ab 2005 entstand die Künzli Sneakerlinie mit den bekannten 5 Künzli-Steifen. 2012 verlor Künzli sein ureigenes Markenzeichen nach einem Markenstreit mit dem aus Künzli entstandenen US-Konzerns K-Swiss. 2020 kehrten die bekannten fünf Streifen zurück auf die Sneakers. Künzli betreibt ein eigenes Werk in Albanien, in dem die Schuhe hergestellt werden.

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Geordnetes Herunterfahren und elf Kündigungen

Künzli sei bestrebt, den Betrieb geordnet herunterzufahren, heisst es weiter. Gewisse Produkte sollen voraussichtlich bis im ersten Quartal 2025 erhältlich sein. Geschichtsträchtige Besonderheiten und Erinnerungsstücke wie historische Sportschuhe oder Bilder werden zu einem späteren Zeitpunkt versteigert.

Für die elf Mitarbeitenden am Hauptsitz in Windisch lassen sich Kündigungen nicht vermeiden. Künzli bedauert dies sehr, unterstützt die betroffenen Mitarbeitenden bei der Neuorientierung. «Aber ehrlich gesagt mache ich mir um die Mitarbeitenden keine Sorgen», sagt Artmann und fügt an: «Das sind alles saugute Arbeiter und Spitzenleute in ihrem Gebiet. Ich hatte immer das Problem, dass andere Unternehmen versuchten, sie abzuwerben!»

Für die Fabrik in Albanien wird nach einer Lösung gesucht. «Allenfalls findet sich jemand, der das gut eingespielte Team oder zumindest einen Teil davon übernimmt», sagt Artmann. Es gebe Optionen, man werde in den nächsten Wochen entsprechende Gespräche führen.

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veröffentlicht: 12. September 2024 13:07
aktualisiert: 12. September 2024 19:04
Quelle: ArgoviaToday

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