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Drei neue Buslinien sollen Bahnhof Baden entlasten – diese Gemeinde profitiert besonders

Mobilität

Drei neue Buslinien sollen Bahnhof Baden entlasten – diese Gemeinde profitiert besonders

· Online seit 30.05.2024, 07:17 Uhr
Taktverdichtungen auf den Bus-Hauptlinien, Aufwertung der Bahnhöfe Wettingen und Turgi und neue Verbindungen: Die Verkehrslösungen von Kanton und Gemeinden basieren auf dem Ausbau des ÖV. Das ist konkret geplant.
Ilona Scherer / Aargauer Zeitung
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Ob RVBW oder Postauto: Der öffentliche Verkehr in der Region ist heute stark auf den Knoten Bahnhof Baden ausgerichtet. Der Ausbau des ÖV ist deshalb ein wichtiger Pfeiler im Gesamtverkehrskonzept Region Baden und Umgebung, das derzeit in regionalen Mobilitätskonferenzen diskutiert und geschärft wird. «Bis 2040 soll das Busangebot gegenüber heute verdoppelt werden», sagt Carlo Degelo, Leiter der Abteilung Verkehr des Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) beim Kanton Aargau. Auch das Bahnangebot soll wesentlich verbessert werden.  

In den Massnahmen sind unter anderem drei neue Busverbindungen vorgeschlagen. Zwei davon sind sogenannte Tangentialverbindungen – Buslinien, die nicht ins Stadtzentrum, sondern daran vorbeiführen, den Bahnhof Baden entlasten und gleichzeitig neue Orte verbinden.

Ehrendingen – Wettingen und Niederweningen – Turgi

Eine neue Buslinie soll vom Surbtal her über Ehrendingen via Höhtal nach Ennetbaden und Seminarstrasse zum Bahnhof Wettingen führen, der ebenso wie der Bahnhof Turgi eine wichtigere Funktion erhalten soll: «Wettingen soll zukünftig – genau so wie Turgi – deutlich mehr Bahnabfahrten Richtung Zürich beziehungsweise Richtung Brugg bekommen», bestätigt Carlo Degelo.

Die zweite vorgeschlagene Linie soll vom Bahnhof im zürcherischen Niederweningen via Ehrendingen, Freienwil, Hertenstein, Obersiggenthal und Untersiggenthal (Schönegg) zum Bahnhof Turgi führen. Das sei für Pendler nach Brugg und Aarau eine attraktive Alternative, um die Fahrt in die Badener City zu umgehen, so Degelo: «Die Bevölkerung von Freienwil oder Ehrendingen könnte neu mit einem Bus ohne Umsteigen ins Zentrum Markthof Nussbaumen zum Einkauf gelangen.»

Dieser Wunsch einer direkten Verbindung der nahegelegenen Ortschaften Ehrendingen, Freienwil und Obersiggenthal besteht seit langem, scheiterte bisher jedoch immer an den hohen Kosten für die beteiligten Gemeinden.

«Wir sind deshalb sehr positiv überrascht, dass wir nun dank des GVK doch noch Aussicht auf diese Verbindung bekommen», freut sich Ehrendingens Frau Gemeindeammann Dorothea Frei: «Davon hatten wir nicht mehr zu träumen gewagt.» Denn diese zusätzlichen Linien seien eine grosse Chance für Ehrendingen, einen durchgehenden 7,5-Minuten-Takt tagsüber zu erreichen.

Ehrendingen profitiert sogar besonders von diesen Tangentialverbindungen, führen doch beide neuen Linien durch die Höhtaler Gemeinde. Dorothea Frei ist überzeugt, dass dies für die vielen Ehrendinger Pendler nach Baden und Zürich Erleichterungen bringt. «Es hat auch viele Schülerinnen und Schüler, die täglich ins Oberstufenzentrum Burghalde oder an die Kantonsschulen Baden und Wettingen fahren müssen.»

Gegen ein neues Park+Ride in der Tiefenwaag, das in die Diskussion eingebracht wurde, wehrt sich Frei jedoch: «Wenn schon, muss ein Parkhaus an Umsteigehubs wie Koblenz oder Niederweningen geplant werden.»

Direkte Buslinie Wettingen – Meierhof – Dättwil

Ebenfalls im Massnahmenpaket vorgeschlagen wird die direkte Buslinie der RVBW von Wettingen über den Schulhausplatz Baden zu den Quartieren Meierhof und Dättwil. «Eventuell sogar mit Verlängerung bis nach Mellingen Heitersberg», fügt Degelo an. So würde beispielsweise die Fahrt mit dem Bus von Wettingen zum Alterszentrum Kehl ohne Umweg über den Bahnhof Baden schneller.

Der Kanton erhofft sich unter anderem dank dieser Massnahmen auch eine bessere Fahrplanstabilität. Bereits heute sei es für die Busbetreiber schwierig, auf den stark belasteten Zufahrten Richtung Bahnhof Baden den Fahrplan immer einzuhalten, so Degelo. Mit der Inbetriebnahme der Baustelle Schartenstrasse im Januar verschärfte sich diese Situation für die umliegenden Gemeinden. Besonders bitter: Nicht nur Autos, sondern auch der ÖV stecken im morgendlichen Megastau fest. Verspätungen sind an der Tagesordnung.

Die Tangentialverbindungen seien ein wichtiger Baustein im Gesamtpaket des GVK, erklärt Carlo Degelo. Er betont jedoch, dass alle vorgeschlagenen Massnahmen nur im Zusammenspiel mit anderen möglich seien: «Wenn alle koordiniert umgesetzt werden, wird der ÖV zusätzlich gestärkt.» Beispiele seien Massnahmen am Brückenkopf Ost, den Ausbau des regionalen Verkehrsmanagements, die Steuerung des Parkplatzangebots oder die Mobilitätskonzepte von Unternehmen.

Wie geht es weiter? Am 8. Juni in Untersiggenthal (für Ober- und Untersiggenthal) und am 15. Juni in Wettingen (Wettingen, Neuenhof, Killwangen) finden bald die beiden anderen Mobilitätskonferenzen des GVK statt. Sämtliche Hinweise aus den drei Workshops fliessen in die Online-Partizipation für die Bevölkerung ein, die vom 24. Juni bis 14. Juli stattfindet. Die Umsetzung ist schrittweise bis 2040 geplant

veröffentlicht: 30. Mai 2024 07:17
aktualisiert: 30. Mai 2024 07:17
Quelle: ArgoviaToday

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