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Nach Explosionen in Nussbaumen: Feuerwerk-Experte ordnet ein

Explosionen

«Braucht eine Bewilligung» – explodierte in Nussbaumen Profi-Feuerwerk?

17.06.2024, 18:53 Uhr
· Online seit 17.06.2024, 15:56 Uhr
Die Explosionen von Nussbaumen sind nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft von einem abgeschlossenen Raum im Geschoss der Tiefgarage ausgegangen. Hinweise auf Sprengstoff gibt es nach wie vor keine, wie die Staatsanwaltschaft Aargau am Montag mitteilte.

Quelle: Tele M1 / Corinne Bürki / CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris

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Beim Unglück wurden am Donnerstagabend in Nussbaumen ein 43-jähriger Italiener und ein 24-jähriger Schweizer getötet. «Die Lage ist komplex. Abklärungen der Kriminaltechnik laufen auf Hochtouren», sagte Adrian Schuler, Sprecher der Staatsanwaltschaft Aargau, am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Explodiert sei sehr wahrscheinlich Pyrotechnik in einer Dimension, wie sie in der Schweiz nicht zugelassen sei. Hinweise auf militärischen Sprengstoff oder ähnliches gebe es nach wie vor nicht, sagte Schuler. Entsprechend liege das Verfahren weiterhin bei der Staatsanwaltschaft Aargau und nicht bei der Bundesanwaltschaft.

Quelle: Tele M1 / BRK News / Keystone-SDA / CH Media Video Unit / Linus Bauer

Schuler bestätigte jedoch eine Aussage, die der Einsatzleiter der Feuerwehr in einem Interview mit Tele M1 gemacht hatte, wonach die Explosion in einem geschlossenen Raum stattgefunden haben müsse. Manuel Hirt ist Geschäftsführer der Hirt & Co. Fireworks AG in Wollerau im Kanton Schwyz. Zu den seltsamen Deckeln, die rund um den Explosionsort in Nussbaumen herumliegen, sagt er: «Diese Plastikteile sind ganz klar Feuerwerkskörper der Kategorie F4. Diese dürfen nur von Profis verwendet werden.»

Jedes Feuerwerk habe eine Kategorie, die Kategorie F4 sei dabei die höchste. «Feuerwerk dieser Kategorie ist nur für Personen gedacht, die eine entsprechende Ausbildung haben. Dafür muss man eine Prüfung ablegen und eine Bewilligung für den Erwerb einholen.»

Schadenhöhe noch unbekannt

Die Aargauische Gebäudeversicherung AGV teilte auf Anfrage mit, dass zwei Mitarbeitende für die Schadenabschätzung vor Ort seien, um den betroffenen Gebäudeeigentümern zur Seite zu stehen und eine reibungslose Schadenabwicklung zu gewährleisten. Genauere Schätzungen zur Schadenhöhe lägen noch nicht vor.

Insgesamt waren rund 100 Personen evakuiert worden. Ein Teil konnte in ihre Wohnungen zurückkehren, ein Teil ist bei Freunden und Verwandten untergebracht. Am Montag wohnten noch 27 Personen in von der Gemeinde organisierten Unterkünften, wie Bettina Lutz-Güttler, Gemeindepräsidentin von Obersiggenthal, auf Anfrage mitteilte.

Neben Zimmern in Hotels und einer Jugendherberge werde auch das Pfarrhaus der katholischen Kirche Nussbaumen genutzt, das wegen einer anstehenden Renovation leer gestanden sei.

Vater und Sohn hatten Glück

Avni Alija hatte am Tag der Explosion in Nussbaumen viel Glück. Er wohnt in einer Wohnung in dem Gebäude, das am stärksten vom Ausmass der Explosion betroffen war. «Wir hatten am Donnerstag noch einen Arzttermin mit unserem Sohn in Baden. Um etwa 18.30 Uhr kamen wir mit dem Auto in der Garage an», sagt der Anwohner gegenüber Tele M1. Danach seien sie in die Wohnung gegangen. «Wir wollten eigentlich nochmals zurück zum Auto, um ein paar Dinge zu holen. Weil wir alle aber ziemlich müde waren, haben wir uns dagegen entscheiden. Das hat uns vermutlich das Leben gerettet.» Denn nur wenige Minuten später ertönte dann auch schon die erste Explosion. «Ich und mein Sohn wurden weggeschleudert», erinnert sich Avni Alija. Danach sei Panik ausgebrochen und er und seine Familie haben die Wohnung verlassen.

veröffentlicht: 17. Juni 2024 15:56
aktualisiert: 17. Juni 2024 18:53
Quelle: ArgoviaToday

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