Aargau/Solothurn

Ein Aargauer spielt mit der Schweizer Nati am Homeless World Cup

Homeless World Cup

«Team ist wie eine Familie» – ein Aargauer reist mit der Schweizer Nati an die Strassenfussball-WM

· Online seit 19.05.2024, 09:33 Uhr
Das Schweizer Surprise-Nationalteam wird auch dieses Jahr an der Weltmeisterschaft vertreten sein. Der Homeless World Cup findet in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul statt. Auch ein Aargauer hat es in die Nationalmannschaft geschafft – wir stellen ihn vor.
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Im Moment dreht sich alles um die Fussball-Europameisterschaft in Deutschland und die Olympischen Sommerspiele in Paris. Weniger im Rampenlicht steht dabei ein anderer Grossevent: In Seoul findet vom 20. bis 29. September 2024 die Strassenfussball-Weltmeisterschaft (WM) für Menschen statt, die von Armut, sozialer Ausgrenzung oder auch Obdachlosigkeit betroffen sind. Im Strassenfussball-Team werden die Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer wieder zu Teamplayerinnen und Teamplayern und finden gemeinsam neuen Halt. Während acht Tagen treten fast 50 Länder aus der ganzen Welt und rund 500 Spielerinnen und Spieler gegeneinander an.

Als die Weltmeisterschaft ins Leben gerufen wurde, waren zunächst nur wohnungslose Menschen zugelassen. Ob suchtkrank, verschuldet oder Menschen, die eine schlimme Flucht hinter sich hatten, heute sind beim Homeless World Cup Menschen mit verschiedenen Lebenshintergründen willkommen.

Dass die Schweiz am Homeless World Cup dabei ist, ist vor allem ein Verdienst des Vereins Surprise. Dieses Jahr wird der Verein sogar zusätzlich mit einem Frauenteam nach Seoul reisen. Der Homeless World Cup findet jährlich statt. «Jede Spielerin und jeder Spieler kann nur einmal teilnehmen, weil es ein ganz besonderes Erlebnis ist», sagt Nicolas Fux, Mediensprecher von Surprise.

Aargauer Vertretung in der Nati

Dieses Jahr gehört auch ein Aargauer zur Strassenfussball-Nationalmannschaft. Michi aus Rheinfelden ist bereit und trainiert fleissig, um sich auf das Turnier vorzubereiten. «Ich habe früher normalen Fussball gespielt, Handball oder war auch im Thai-Boxen. Ich kam zum Schluss, dass es nichts Besseres als Strassenfussball gibt.» Michis Spitzname ist «Glatze». Das kommt daher, dass er seit Jahren mit einer Glatze herumläuft. «Der Fussball tut gut, den Ausgleich zu finden», sagt er zu ArgoviaToday. Das Leben des 37-jährigen Torhüters geriet wegen eines Alkoholproblems etwas aus den Fugen, weshalb er zu Surprise stiess.

Geld verdient «Glatze» in der Nationalmannschaft nicht, alles ist freiwillig. «Im Vordergrund steht ganz klar der Zusammenhalt im Team und dass man neue Leute kennenlernt. Wenn man dann noch diverse Spiele gewinnt, freut man sich umso mehr», so der Aargauer. Im Nationalteam sind auch Spieler aus den Kantonen Zürich, Glarus oder Graubünden vertreten. Die Trainings im Nationalteam finden regelmässig statt. «Es harmoniert. Es wird gelacht, man schaut zu einander und das finde ich ganz toll», so Michi.

«Das Team ist wie eine Familie, jeder ist für einander da, man schaut auch zu einander und gibt allen Rückmeldungen, was verbesserungswürdig wäre», meint Glatze. Michi hat früher im Lager gearbeitet und ist jetzt auf Arbeitssuche. Der Strassenfussball lenkt ihn ab und bringt ihn auf andere Gedanken. Ausserdem kann sich der 37-Jährige so immer wieder neu sammeln, damit seine Zukunft besser wird.

Die Ziele, die sich der Nati-Torhüter für den Homeless World Cup gesetzt hat, sind klar: «Ich möchte in Seoul viel lernen, viele Erfahrungen mit nach Hause nehmen und diverse neue Kontakte knüpfen. Zudem wünsche ich mir, dass wir aus Südkorea gesund zurückkehren, eine gute Zeit haben und das eine oder andere Spiel gewinnen können», so Michi.

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Über den Homeless World Cup

Dieses Turnier gibt Menschen, die das Gefühl haben, ihr Ziel verloren zu haben, ein Gefühl der Entschlossenheit und ermutigt sie, ihr persönliches Leben zu ändern. Obdachlosigkeit kann isolierend wirken und das Gefühl vermitteln, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein. Eine Fussballmannschaft kann diesen Menschen helfen, Teil einer Gemeinschaft zu werden. Laut Homeless World Cup haben sich seit 2003 rund 1,2 Millionen Leben verändert, 94 Prozent der Spieler würden angeben, dass der Homeless World Cup einen positiven Einfluss auf ihr Leben hatte.

Auch auf Netflix

Seit Anfang April ist auf Netflix «The Beautiful Game» zu sehen. Der Film zeigt eine englische Fussballmannschaft, die an der Weltmeisterschaft der Obdachlosen in Rom teilnimmt. Dabei muss das grösste Talent im Team seine Vergangenheit hinter sich lassen und zu einem Teamplayer werden.

Auch SRF hat kürzlich den Dokumentarfilm «FC Surprise – mehr als nur ein Spiel» ausgestrahlt. Während drei Monaten wurde das Team des FC Surprise Zürich bei Trainings und Strassenfussballturnieren begleitet. Im 28-minütigen Film erzählen die Teammitglieder von ihren schwierigen Lebenserfahrungen und was ihnen diese spezielle Form des Fussballs bedeutet.

veröffentlicht: 19. Mai 2024 09:33
aktualisiert: 19. Mai 2024 09:33
Quelle: ArgoviaToday

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