«Momentan sieht die Qualität der Weintrauben sehr vielversprechend aus», sagt Yannick Wagner, Fachspezialist Weinbau am landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. Er spricht damit die Aargauer Weinqualität 2022 an. «Dieses Jahr geht es wieder in die ähnliche Richtung wie 2018», sagt Wagner. Denn gleich wie vor 4 Jahren kann man die Traubenernte rund 14 Tage früher vollziehen als normal. Aus diesem Grund wird der Jahrgang 2022 voraussichtlich eine reifere Aromatik vorweisen als in einem normalen Jahr.
Hitzewelle als Chance sehen
«Der Vorteil von Reben ist, dass sie ein tiefgründiges Wurzelsystem haben und dadurch den Weg bis zum Muttergestein finden. So können sie das Wasser auch bei trockenen Bedingungen von unten hochholen. Aus diesem Grund ist die Trockenheit nicht ein riesiges Problem», sagt Wagner. Einzig bei Jungreben, die nicht so ausgeprägte Wurzeln haben, sei dies anders. Das warme Klima ist laut Wagner für die Aargauer Weinbauern sogar eine Chance: «Man kann das Angebot mit südlichen Sorten erweitern, wie zum Beispiel Malbec, Merlot und Cabernet. So können wir uns im Markt auch besser positionieren.» Im Aargau werden hauptsächlich Riesling-Sylvaner bei den Weiss- und Pinot Noir bei den Rotweinen angebaut. Gemäss dem Branchenverband Aargauer Wein werden aber bereits heute rund 63 Weinsorten angebaut, bekanntere wie der Sauvignon Blanc, aber auch Gewürztraminer, den man eher aus Regionen wie dem Elsass kennt.
Mehr Ertrag als im vergangenen Jahr
«Wir werden 2022 wieder deutlich mehr Ertrag haben als im letzten Jahr», sagt Wagner. Letztes Jahr konnten die Aargauer Weinbauern nur 38 Prozent des 10-jährigen Durchschnitts an Trauben ernten. Grund für diesen Verlust waren die extremen Niederschlagsmengen im Sommer 2021.
Aargauer Wein wird fast nur im Aargau getrunken
Als Weinbaukanton ist der Aargau in anderen Regionen übrigens immer noch nicht gerade berühmt: «Geschätzt 95 Prozent des Aargauer Weins wird auch im Aargau getrunken. Man hat aber an verschiedenen Auszeichnungen gesehen, dass die Aargauer Winzer den Vergleich mit Spitzenweinen aus dem In- und Ausland nicht scheuen müssen», sagt Wagner. Warum der meiste Wein im Aargau konsumiert wird und dadurch ausserkantonal weniger Absatz findet, begründet Pascal Furrer, Geschäftsführer Branchenverband Aargau wie folgt: «Wir haben gar nicht so eine grosse Kapazität, unseren Aargauer Wein schweizweit grossflächig zu verkaufen.» Auch er findet aber, man müsse sich qualitativ nicht vor den anderen Schweizer Weinen verstecken.
