Schweiz

Amerikanerin erhebt vor Freitod schwere Vorwürfe gegen Sterbekapsel-Erfinder

«Sarco»

Amerikanerin erhebt vor Freitod schwere Vorwürfe gegen Sterbekapsel-Erfinder

· Online seit 31.07.2024, 17:25 Uhr
Sie sollte die erste Frau sein, die in der Sterbekapsel «Sarco» stirbt. Doch die Amerikanerin, die extra für ihren Tod in die Schweiz reiste, erhob schwere Vorwürfe gegen die Gruppe hinter der umstrittenen Maschine.
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Die Selbstmordkapsel «Sarco» sorgte bei ihrer Vorstellung Mitte Juli in Zürich für weltweites Medieninteresse. Nur wenige Tage darauf hätte sie zum ersten Mal eingesetzt werden sollen. Doch der letztendliche Einsatz musste verschoben werden.

Wie die Organisation «The Last Resort» mitteilte, sei der Grund die Verschlechterung des psychischen Zustandes jener Person, die für die Kapsel ausgewählt worden war. Doch die 55-jährige Amerikanerin, die als erste in der Kapsel sterben wollte, erhebt in einem Schreiben, aus welchem die «NZZ» zitiert, schwere Vorwürfe gegen «The Last Resort».

So lief die Vorstellung der umstrittenen Todeskapsel ab:

Quelle: ZüriNews / Erfinder stellen umstrittene Todeskapsel vor / Beitrag vom Juli 2024

Ausgenutzt, instrumentalisiert, alleingelassen

Die 55-Jährige aus Alabama berichtet, dass sie von «The Last Resort» sowie dem Sarco-Erfinder Philip Nitschke ausgenutzt, instrumentalisiert und am Ende alleingelassen wurde. Man habe sie finanziell ausgebeutet und dauerndem Medienstress ausgesetzt. Abbuchungen von ihrer Kreditkarte hätten die Verantwortlichen von «The Last Resort» mit den Worten gerechtfertigt: «Du wirst sowieso bald sterben, also brauchst du dein Geld nicht mehr.»

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Als die US-Amerikanerin nach Schottland reiste, um dem letzten Wunsch ihrer Eltern nachzukommen und deren Asche dort zu verstreuen, habe «The Last Resort» sie unbedingt begleiten wollen – auf ihre Kosten. Als sie aber dann nicht mehr als erste Nutzerin der Suizidkapsel infrage gekommen sei, hätten die Sarco-Leute sie einfach sitzengelassen. Verzweifelt und ohne Geld.

«The Last Resort» streitet diese Vorwürfe ab. Sprecher Florian Willet sagt gegenüber der NZZ, man habe stets freundlichen Umgang mit der Interessentin gehabt und allen ihren Reisewünschen entsprochen, inklusive persönlicher Begleitung. Eigene Kosten habe man selbst getragen. Auch der Aussage der Frau, sie sei einem dauernden «Medienzirkus» ausgesetzt worden, widerspricht Willet.

Die Frau ist am Freitag gestorben

Am Ende habe sich die Sarco-Kandidatin belogen gefühlt und für sich die Konsequenzen gezogen, schreibt die NZZ. Es sei ihr klargeworden, dass sie mit diesen Leuten nicht mehr weitermachen könne. Ganz anders lautet die Verson des Todeskapsel-Erfinders Nitschke. Die Frau sei durch die «unkontrollierte und ungenaue» Medienberichterstattung über den Einsatz des Sarco schwer getroffen worden. Es sei offensichtlich, dass sie aufgrund ihres psychischen Zustandes keine Suizidhilfe erhalten sollte.

Die US-Amerikanerin wandte sich schliesslich an eine Schweizer Sterbehilfeorganisation. Sie schied am vergangenen Freitag aus dem Leben. Ein Psychiater hatte ihr zuvor noch attestiert, dass ihr Wunsch nach einer Freitodbegleitung selbständig und bei klarem Verstand gefasst worden sei.

(zor/osc)

veröffentlicht: 31. Juli 2024 17:25
aktualisiert: 31. Juli 2024 17:25
Quelle: ZüriToday

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