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«Dann haute es mich richtig in die Pfanne» – Marlen Reusser über ihren Leidensweg

SRF-Doku

«Dann haute es mich richtig in die Pfanne» – Marlen Reusser über ihren Leidensweg

18.09.2024, 18:47 Uhr
· Online seit 18.09.2024, 12:31 Uhr
Die Berner Velofahrerin Marlen Reusser leidet seit Monaten an einem Post-Covid-Syndrom. Wann und ob sie in den Rennsport zurückkehrt, ist offen. In einer emotionalen Dokumentation zeigt SRF den Leidensweg der 32-jährigen Frau aus Hindelbank. Die Geschichte bewegt, es flossen mehrmals Tränen.
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Die Geschichte bewegt: In einer emotionalen Dokumentation von SRF spricht die Berner Radrennfahrerin Marlen Reusser über ihren Kampf zurück. Nicht nur auf die Rennstrecke, sondern zurück ins Leben. Seit Monaten leidet Reusser an einem Post-Covid-Syndrom. «Ich bin chronisch krank», sagt sie. Später fliessen die Tränen: «O Mann, wir können dieses Interview gar nicht machen, ich bin nicht fähig», sagt Reusser im Film.

Olympia und WM verpasst

Marlen Reussers letzter Renneinsatz datiert vom 19. Mai 2024. Wann die gesundheitlich angeschlagene Bernerin wieder Rennen fahren oder gar Siege anpeilen kann, ist nicht absehbar. Der grosse Traum vom Olympiasieg in Paris oder vom Triumph an der Heim-WM in Zürich war heuer für die 32-Jährige aus Hindelbank mit ihrer Leidensgeschichte nicht im Ansatz realisierbar.

Das Jahr 2024, das sie in ihrer Agenda schon lange dick angestrichen hatte und in dem sie «die beste Version ihrer selbst» sein wollte, wurde zu Reussers Seuchenjahr – mit einer Covid-Erkrankung, verschiedenen Infekten der oberen Atemwege sowie Ende März einem schweren Sturz an der Flandern-Rundfahrt. Bei diesem Sturz zog sich die Olympia-Zweite im Zeitfahren von Tokio 2021 Brüche an Kiefer, beiden Gehörgängen und acht Zähnen zu.

Weiterhin kein leistungsmässiges Training

Doch die in Flandern erlittenen Verletzungen überwand Reusser überraschend schnell. Schon Ende April erfolgte die Rückkehr in den Wettkampfmodus, und das mit beachtlichen Leistungen an drei Rundfahrten in Spanien. Danach war allerdings bereits wieder Schluss mit Rennen. Auf die Teilnahme an der Tour de Suisse musste die Vorjahressiegerin Reusser im Juni verzichten. Vier Wochen hatte sie erhöhte Temperatur und konnte nicht auf dem Velo trainieren. Danach folgten auch die Forfaits für die Olympischen Spiele und die Weltmeisterschaft in Zürich.

Aufgrund der gesundheitlichen Probleme – Reusser leidet an einem Post-Covid-Syndrom und kämpft schon bei vergleichsweise geringer Anstrengung mit verstärkten Symptomen und Fieber - ist für die Bernerin weiterhin nicht an leistungsmässiges Training zu denken.

Es gebe Phasen, «da geht es so schlecht, dass ich nichts machen kann» und andere Phasen, «da lag ich in halb komatösem Zustand im Bett und war im Kopf in einer Zwischenwelt», sagt eine sichtlich mit den Emotionen kämpfende Reusser in der SRF-Dokumentation «Über Gold, Pech und Leidenschaft». Manchmal verspüre sie auch Energie und habe sie Pläne, «aber sobald ich diese umsetzen will, haut es mich in die Pfanne».

«Ich brauche viel Geduld»

Die im vergleichsweise hohen Alter in den Radsport eingestiegene Ärztin weiss, was in ihrem Fall nun gefordert ist: «Ich brauche viel Geduld. Es gibt Leute, die davon nicht wieder genesen.» Sie sei wohl zu arrogant unterwegs gewesen, weil sie immer gedacht habe, das komme bei ihr schon wieder gut.

«Nun habe ich deutlich mehr Demut», so Reusser im SRF-Interview. «Ich kann nicht sicher sein, dass ich wieder gesund werde. Das ist eine spezielle Perspektive, in die ich mich aber gar nicht zu fest hineingeben will.»

Wann sie in den kommenden Wochen oder Monaten die nächsten Schritte auf dem Weg zurück anpacken kann, lässt Marlen Reusser offen. Zu regeln gäbe es für die dreifache Zeitfahr-Europameisterin und je zweifache Tour-de-France-Etappensiegerin und WM-Zweite im Zeitfahren einiges. So auch die Frage, für welches Team sie ab 2025 zu fahren gedenkt. Ihr Vertrag mit dem Team SD Worx, zu welchem sie 2022 stiess, läuft Ende dieses Jahres aus.

Überhaupt wieder gesund werden

Reusser sagt gegen Ende der SRF-Dokumentation, dass «ich die nächste Saison im Kopf, aber eben nicht in den Händen habe. Das habe ich mittlerweile gelernt. Nicht ich kann entscheiden, sondern es wird für mich entschieden.»

WM, Olympia, fast die ganze Saison, "einfach alles musste ich gehen lassen. Ich konnte weder trainieren noch sonst irgendetwas machen. Der Fokus liegt nun viel deutlicher auf meiner Gesundheit und darauf, dass ich überhaupt wieder gesund werde.

(sda/mfu)

veröffentlicht: 18. September 2024 12:31
aktualisiert: 18. September 2024 18:47
Quelle: BärnToday

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