Aargau/Solothurn

Analyse stellt deutliche Krise im Aargauer Amt für Wirtschaft fest – Task-Force soll Klarheit schaffen

«Deutliche Krise»

Task-Force soll Klarheit im Aargauer Amt für Wirtschaft und Arbeit schaffen

30.08.2024, 19:09 Uhr
· Online seit 30.08.2024, 08:41 Uhr
Im Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) im Aargauer Innendepartement brodelt es gewaltig. Eine in Auftrag gegebene Organisationsanalyse hat eine «deutliche Krise» festgestellt. Nun soll eine Task-Force Sofortmassnahmen prüfen, AWA-Leiter Daniel Lang schmeisst hin.
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Bereits am Donnerstag berichtete ArgoviaToday, dass Daniel Lang, Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA) seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte. Am Freitag folgte nun die offizielle Kommunikation des Aargauer Regierungsrats. Neben dem Rücktritt des Amtsleiters wird eine Task-Force gegründet, welche Sofortmassnahmen prüfen soll.

Hohe Fluktuation und kritische Rückmeldungen

Im Mai berichtete die «Aargauer Zeitung» darüber, dass beim AWA, wo unter anderem die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren(RAV) dazu gehören, Unruhe und Unsicherheit herrsche. Es habe zudem negative Rückmeldungen von Mitarbeitenden gegeben und auch ungewöhnlich viele Kündigungen. Alleine von Januar 2023 bis Ende Juli 2024 sollen 69 Angestellte ihre Kündigung eingereicht haben, schreibt die «Aargauer Zeitung». Darüber hinaus fehlte es an Personal. Dies liege unter anderem an einer Reorganisation, die nicht reibungslos ablaufe. Der Grund für diese Reorganisation ist die «Strategie der öffentlichen Arbeitsvermittlung 2023» des Staatssekretariats für Wirtschaft. Das Ziel ist es, die Beratung zu individualisieren und zu professionalisieren, durchgängige digitale Lösungen und wirksame Arbeitsvermittlung.

Deshalb gab Departementsvorsteher Dieter Egli (SP) im Mai 2024 eine Organisationsanalyse in Auftrag. Diese Ergebnisse stehen nun fest, wie die Aargauer Staatskanzlei am Freitag mitteilte. Und das Urteil ist vernichtend: «Im Fachbereich Personalberatung der Sektion arbeitsmarktliche Integration und im Bereich Services besteht eine deutliche Krise, erkennbar an fehlenden oder qualitativ ungenügenden Leistungs- und Führungsprozessen, mangelhafter Arbeits- und Führungskultur oder Belastungssituationen bei den Mitarbeitenden.» Viele Negativpunkte in der Führungskultur, welche die Personalie Daniel Lang betreffen.

Laut Departementsvorsteher Dieter Egli zeigt die Analyse auch, dass nicht nur Mitarbeitende unter den Führungsproblemen litten, sondern auch die Stellensuchenden: «Im Bereich der arbeitsmarktlichen Integration geht es um die Beratung für Stellensuchende. Dort funktionierte zwar der grundsätzliche Prozess, Stellensuchende mussten teilweise aber lange auf einen Beratungstermin warten. Das ist ein Qualitätsproblem, das wir als erstes angehen und korrigieren müssen.»

Reorganisation unterschätzt

Zudem wurde in der Analyse festgestellt, dass die Umsetzung der neuen Strategie des Staatssekretariats für Wirtschaft als Change-Management-Prozess mit diversen Fehlern und Unterlassungen verknüpft gewesen war. «Wir wollten gewisse Prozesse zentralisieren, das erzielte nicht die gewünschte Wirkung», erklärt Egli weiter. Das Ziel dieser Reorganisation sei nicht klar genug gewesen, was zu grossen Unsicherheiten und einem Abfluss des Know-hows führte. Doch muss da nicht auch Dieter Egli als politischer Vorgesetzter in die Pflicht genommen werden? «Angegangen wurde diese Reorganisation auf der Stufe der Leitung des Amts für Wirtschaft und Arbeit. Wir müssen uns aber alle an der Nase nehmen. Wir haben unterschätzt, was ein solcher Prozess auslöst», gesteht der Departementsvorsteher ein.

Egli setzt Task-Force ein

Regierungsrat Dieter Egli will «aufgrund der herausfordernden Situation» mit einer Task-Force gegen die Probleme ankämpfen. Diese steht laut Mitteilung unter der Leitung des Generalsekretärs des Innendepartements. Die Task-Force erhält den Auftrag, Sofortmassnahmen zu prüfen und bis Ende 2024 eine für die Mitarbeitenden nachvollziehbare strategisch-strukturelle Perspektive sowie Planung für den Zeitraum 2025 bis 2027 zu erstellen.

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Amtsleiter Daniel Lang wird noch bis Ende 2024 im Amt sein und in Absprache mit dem Generalsekretär das Tagesgeschäft weiterführen – obwohl es deutliche Kritik von Mitarbeitenden betreffend Führungs- und Arbeitskultur sowie am Prozess der Reorganisation gab. Dieter Egli nimmt den Rücktritt von Daniel Lang zur Kenntnis und betont, dass die Kündigung von Seiten Daniel Lang erfolgte. Ob dieser eine Fehlbesetzung war, beantwortet Regierungsrat Egli nicht.

Aber: «Die Besetzung von Stellen ist immer eine schwierige und heikle Aufgabe, die wir mit grösstmöglicher Vorsicht und Umsicht angehen. Zu persönlichen Personalentscheidungen nehme ich aber keine detaillierte Stellung.» Die Neubesetzung für die Stelle des Amtsleiters wird in den kommenden Wochen in Angriff genommen.

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veröffentlicht: 30. August 2024 08:41
aktualisiert: 30. August 2024 19:09
Quelle: ArgoviaToday

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