In Oberkulm kam es vergangene Woche gleich zu mehreren folgenschweren Verkehrsunfällen. Während einer Ausfahrt einer grösseren Gruppe Motorradfahrer am Freitag stürzte ein 19-Jähriger mitten im Pulk, der aus mehreren Dutzend Motorradfahrern bestand. Der junge Mann musste schwer verletzt ins Spital. Zwei weitere Fahrer der Gruppe, ein 18- und ein 22-Jähriger, kamen durch seinen Sturz ebenfalls zu Fall, blieben aber unverletzt. Am selben Tag kam es auch in Villmergen gleich zu zwei weiteren Verkehrsunfällen mit Motorradlenkern, die ebenfalls in einer grossen Gruppe unterwegs waren. Bei diesen Unfällen wurden drei Lenker leicht verletzt.
Doch damit nicht genug: Bereits vor diesen Vorfällen in Oberkulm und Villmergen sind bei der Kantonalen Notrufzentrale mehrere Meldungen über eine Motorradgruppe mit bis zu 100 Teilnehmern eingegangen, die teilweise durch gefährliche und verbotene Fahrmanöver aufgefallen sind.
Polizei kann nur bei groben Verstössen eingreifen
Dass so grosse Töffgruppen im Aargau unterwegs sind, sei ein relativ neues Phänomen, heisst es bei der Aargauer Kantonspolizei auf Anfrage. Erst seit ein paar Jahren käme dies vermehrt vor. Häufig formierten sich die Töffbegeisterten über Social Media für solche Ausfahrten. Die Polizei lege nun vermehrt ein Augenmerk darauf, doch ihre Handhabe ist überschaubar.
Denn: Grundsätzlich ist es nicht illegal, dass sich 50 Töfffahrer verabreden. Das Problem ist, dass solch grosse Gruppen schnell zum Verkehrsrisiko werden können. Primär für sich selber, wie die eingangs geschilderten Fälle eindrücklich zeigen. Zuweilen aber auch für andere Verkehrsteilnehmende, etwa dann, wenn einzelne Fahrer des Pulks auf die Gegenfahrbahn kommen. In solchen Fällen greift die Polizei ein.
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Man könne aber nicht eine ganze Gruppe wegen einzelner kleiner Verstösse aus dem Verkehr ziehen. «Das ist ähnlich wie bei einer Demonstration. Wir reagieren dann, wenn ein grösseres Sicherheitsrisiko besteht», sagt Polizeisprecher Bernhard Graser. Eben beispielsweise dann, wenn Motorräder auf der falschen Seite der Mittellinie fahren und andere Verkehrsteilnehmende beeinträchtigt werden. «Was man auch manchmal sieht, ist, dass die Töfffahrer das Vorderrad hochziehen und nur auf dem Hinterrad fahren.» Diese sogenannten «Wheelies» würden ebenfalls konsequent geahndet.
Ein Rand-Phänomen, aber ein wachsendes
Die Polizei beobachtet grössere Töffgruppen jeweils über Verkehrskameras oder mit Patrouillen. Laut Graser muss man aber in Relation setzen: «Das Phänomen hat zugenommen, kommt aber immer noch unregelmässig und relativ selten vor.» Es sei also durchaus nicht so, dass jedes Wochenende eine hundertköpfige Töffgruppe durch den Aargau fahre.
Weiter sagt der Polizeisprecher: «In der Regel sind es junge Leute, meistens mit kleinen Töffs, manchmal auch Motorrollern.» Sie verabredeten sich für Ausfahrten und sind nicht auf Krawall aus. Dennoch können sie den Verkehr beeinträchtigen und zuweilen eine Gefahr für Verkehrsteilnehmende darstellen. Die Polizei will deshalb «fehlbare Lenker konsequent verzeigen».