Bürgerliche Mehrheit – ein Begriff, den man im Grossratsgebäude an diesem Sonntag wohl fast am häufigsten hörte. Sprach Polit-Analyst Mark Balsiger nach der ersten Hochrechnung bei Tele M1 noch von einem «Rechts-Rütschli», war nur kurze Zeit später klar: Mit 48 SVP-Sitzen (+5), 22 Sitzen für die FDP (+1) und 3 Sitzen für die EDU (+1) vereinen die klar bürgerlichen Parteien mehr als die Hälfte der Sitze auf sich. Klar, SVP und Liberale sind sich nicht in allen Dingen einig, auch wenn die FDP mit dem Aargauer Ständerat Thierry Burkart als Schweizer Parteipräsident einen klareren Kurs nach rechts eingeschlagen hat. Mit der Mitte, die ihre 18 Sitze im Grossen Rat verteidigen kann, dürften bürgerliche Anliegen in den kommenden vier Jahren dennoch häufig gute Chancen haben.
«Eine riesige Klatsche» – von dieser sprach Daniel Hölzle, Parteipräsident der Aargauer Grünen. Mit dem Verlust von 2,57 Prozent Stimmenanteil oder umgerechnet 4 Sitzen geht seine Partei als klare Verliererin von diesem Wahlsonntag nach Hause. Damit ist die «Grüne Welle» von vor 4 Jahren komplett verebbt, Hölzles Grüne geben so viele Sitze ab, wie sie 2020 hinzugewonnen hatten. Die Themenlage spreche nun mal zurzeit nicht für seine Partei, in ganz Europa würden «intolerante Kräfte» zulegen, wie er es bei Radio Argovia nannte.
Gewinner und Verlierer im Interview: So reagieren SVP-Präsident Andreas Glarner und Grünen-Präsident Daniel Hölzle auf die Wahlresultate
Quelle: Tele M1 / CH Media Video Unit / David Walder
Prominenz ist keine Wahlgarantin – auch die Grünliberalen müssen bei der Grossratswahl 2024 Federn lassen. Zwei Sitze verliert die GLP und Regierungsratskandidat Beat Flach, der nach Umfragen sogar mit der nun souverän gewählten Martina Bircher mithalten konnte, verpasste das absolute Mehr im ersten Wahlgang mit über 13'000 Stimmen dann doch deutlich. Auffällig: Mit Nikin-Gründer Nicholas Hänny kandidierte ein prominenter Neo-Politiker für die GLP. Da seine Partei im Bezirk Aarau einen Sitz verliert, schaffte er trotz dem zweitbesten Resultat nach dem Bisherigen Adrian Bircher die Wahl ins Parlament trotzdem nicht. Immerhin darf er sich freuen, dass er mit Philippe Kühni einen weiteren Prominenten, nämlich den Parteipräsident der Aargauer Grünliberalen, auf Anhieb hinter sich lassen konnte. Und dieser kann sich noch damit trösten, dass seine Partei die Grünen als fünftstärkste Kraft im Grossen Rat abgelöst hat. Die GLP büsste gesamthaft 1,03 Prozentpunkte ein und kommt noch auf 8,21 Prozent.
Veilchen für den Rest – der Wähleranteil der SP sank um 0,41 Prozentpunkte auf 16,14 Prozent. Trotzdem ist die Sozialdemokratie weiter mit 23 Sitzen vertreten. Die Mitte legte um 0,05 Prozentpunkte zu und kam auf 12,86 Prozent, auch sie verteidigt ihre 18 Sitze. Die EVP erhielt 3,89 Prozent und verlor damit 0,32 Prozentpunkte und gibt einen Sitz ab. Abseits der «klassischen Parteienlandschaft» konnten erstmals antretende Bewegungen wie Mass-Voll oder die Musikpartei nicht wirklich bei den Wahlberechtigten verfangen.
Der Ticker der Grossratswahlen zum Nachlesen
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