Aargau/Solothurn

Immer mehr Frauen im Aargau haben Chlamydien

Geschlechtskrankheiten

Chlamydien: «Im schlimmsten Fall machen sie unfruchtbar»

29.11.2023, 10:53 Uhr
· Online seit 29.11.2023, 07:09 Uhr
Immer mehr Frauen im Aargau erhalten die Diagnose Chlamydien. Oft erfahren sie erst dann, wie gefährlich die Krankheit ist. Ein Frauenarzt klärt auf, was passieren kann. Und wie du die Krankheit erkennst.
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Die Angst vor Geschlechtskrankheiten ist heute schon lange nicht mehr so gross, wie als damals Aids aufkam. Heute sind in der Regel weder HIV noch Syphilis noch Chlamydien tödlich. Dies macht die Menschheit nachlässig. Die meisten Geschlechtskrankheiten lassen sich mit Antibiotika behandeln, sind ein bisschen unangenehm, haben aber keine weiteren Folgen. Denken wir. In Tat und Wahrheit können vor allem Chlamydien aber sehr gefährlich werden.

Die Diagnosezahlen in der Schweiz nehmen stetig zu, wie die Zahlen vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) zeigen. Im letzten Jahr waren es alleine im Aargau 950 registrierte Fälle. 2020 hingegen waren es noch 750. «Hierbei ist schweizweit eine Tendenz zu beobachten, dass mehr Chlamydienfälle bei Frauen gemeldet werden», erklärt Celina Belfrage, Stellvertretende Aargauer Kantonsärztin.

Chlamydien können krasse Folgen haben

Viele Frauen kommen mit den Beschwerden einer Blasenentzündung in die Praxis von Matti Kuronen. «Sie klagen, dass sie stetig auf die Toilette müssen», so der Gynäkologe. Andere hätten Schmier- oder Zwischenblutungen. «Das sind typische Symptome für Chlamydien.» Die Vermutung bestätigt sich dann meistens durch einen Abstrich.

Im schlimmsten Fall können diese Bakterien bereits lange Zeit im Körper geschlummert haben.  Wie lange, kann der Gynäkologe allerdings nicht feststellen. «Glücklicherweise kann man mit den Frauen heute wirklich sehr offen über diese Chlamydien sprechen. Doch ich habe bei den Meisten das Gefühl, dass sie keine Ahnung von diesen Keimen haben», so Kuronen.

Wenn die Krankheit nicht bemerkt wird, wird sie schnell weiterverbreitet. «Im schlimmsten Fall machen Chlamydien aber unfruchtbar», so der Gynäkologe. Chlamydien verursachen Schmerzen bei beiden Geschlechtern und können bei Frauen auch zu Eileiterschwangerschaften führen.

Kostenlose Tests sind keine geplant

Natürlich ist die Scham oder auch Faulheit oftmals der Grund, weshalb viele Frauen sich nicht regelmässig gegen Geschlechtskrankheiten testen lassen. Ein anderer Grund sind oftmals auch die Kosten, die mit solchen Tests verbunden sind. Ein Basic STI-Test kostet in der Schweiz um die 140 Franken. Dabei wird Blut entnommen und ausschliesslich auf HIV, Hepatitis B und C und Lues (Syphilis) getestet. Ein Abstrich, um auch auf Chlamydien und Tripper testen zu können, kostet mehr als 250 Franken und bei beiden zusammen kostet es fast 400 Franken.

Pläne, günstigere oder gar kostenlose Tests anzubieten, gibt es laut Celina Belfrage keine. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf die Test-Kits, die von zu Hause aus gemacht werden können. Einzig in Zürich ist es bisher möglich, sich gratis auf HIV, Syphilis, Chlamydien, Tripper und Hepatitis zu testen. Dies bisher aber erst als Pilotprojekt. In Deutschland wird laut Bundesministerium für Gesundheit allen sexuell aktiven Frauen unter 25 Jahren einmal jährlich ein kostenloser Chlamydien-Test angeboten.

Diesen jährlichen Test empfiehlt auch Gynäkologe Matti Kuronen bei Frauen, die wechselnde Sexualpartner haben. Ausserdem Kondome: «Viele haben das Gefühl, dass man nur beim Eindringen Geschlechtskrankheiten übertragen kann und vergessen, dass beim Oralverkehr ein Kondom genauso wichtig ist.»

veröffentlicht: 29. November 2023 07:09
aktualisiert: 29. November 2023 10:53
Quelle: ArgoviaToday

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