Aargau/Solothurn

Paris 2024: Aargauer Kunstturner Noe Seifert berichtet von seinen Eindrücken bei Olympia

Paris 2024

Einblicke in das olympische Dorf mit dem Aargauer Kunstturner Noe Seifert

26.07.2024, 05:59 Uhr
· Online seit 26.07.2024, 04:00 Uhr
Vor seinem ersten Wettkampf an den Olympischen Spielen in Paris sprach der Aargauer Kunstturner Noe Seifert mit Radio Argovia. Was der 25-Jährige zu den «Anti-Sex-Betten» sagt, warum er bei der Eröffnungszeremonie nicht dabei ist und wie er sich kurz vor seinem ersten Wettkampf fühlt.
Radio Argovia
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Der Aargauer Kunstturner Noe Seifert ist mit breiter Brust nach Paris gereist. Ende April hat der 25-Jährige an der Kunstturn-EM in Rimini am Barren die Bronze-Medaille geholt. Deshalb sind die Erwartungen, trotz erstmaliger Teilnahme an Olympia, auch entsprechend hoch. Am Samstag startet Seifert in die Wettkämpfe. Einen Tag vorher stand er gegenüber Radio Argovia Rede und Antwort.

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Radio Argovia: Noe Seifert, wie lebt es sich im olympischen Dorf so?

Noe Seifert: Das Dorf ist wirklich eindrücklich. Es ist schon fast brutal, wie viele verschiedene Länder da sind! Man entdeckt fast jeden Tag ein neues Land. Wir tauschen unter den verschiedenen Nationen Pins aus, die jedes Land hat, und sammeln sie. Wir geben Athletinnen und Athleten aus anderen Ländern unsere Schweizer Pins und erhalten dafür deren Pin. Es ist ziemlich spannend, was es alles für Länder gibt, die man teilweise gar nicht kennt.

Wie sieht es dort denn so aus?

Das Dorf ist ziemlich gross. In Paris gibt es verschiedene Blöcke. Das Team USA zum Beispiel ist in einem gigantischen Block, weil es eine riesige Delegation ist. Und in der Mitte gibt es eine grosse Essenshalle, wo wir 24/7 essen gehen können. Rundherum stehen dann einfach all diese Blöcke und teilweise sind auch Athletinnen und Athleten aus mehreren Ländern in einem solchen Block.

Kannst du uns in den Schweizer Block mitnehmen?

Unten haben wir ein Büro, wo die Delegationsleiter von Swiss Olympics immer erreichbar sind. Dort finden auch Sitzungen statt. Dann gibt es einfach WG-Zimmer für die Teams mit jeweils vier Betten drin.

Die Betten geben ja jetzt schon zu diskutieren. Da geistern auf Social Media Bilder herum, dass diese aus Karton sind – sie erinnern etwas an die Umzugskartons. Hast du auch ein solches?

Ja genau, diese Betten haben wir alle. Aber dieses Kartongerüst ist nicht das Problem, eher die Matratzen. Diese sind wirklich sehr hart, weshalb wir sie gegen etwas weichere ausgetauscht haben. 5-Stern-Betten sind es immer noch nicht, sie sind aber besser als vorher. Trotzdem verstehe ich nicht ganz, weshalb sich die Organisatoren für diese Betten entschieden haben. Schliesslich ist Schlaf etwas vom Wichtigsten für die Regeneration. In den letzten Tagen habe ich aber gut geschlafen, die erste Nacht war einfach ein kleiner Schock.

Am Freitagabend findet die offizielle Eröffnungszeremonie mit Snoop Dogg statt. Bist du auch dabei?

Nein, ich bin leider nicht dabei. Das haben wir vorgängig so abgemacht, weil wir am Samstag bereits die ersten Wettkämpfe haben. Die kleine Tour für die Athletinnen und Athleten bei dieser Zeremonie dauert etwas über sechs Stunden, die grosse etwas über acht Stunden. Wir wären dann erst am Morgen gegen 1.30 Uhr zurück im Dorf. Deshalb haben wir uns dagegen entschieden. Wir hätten vermutlich drei Stunden lang herumstehen müssen, was keine optimale Wettkampfvorbereitung ist.

Was machst du dann jetzt noch so kurz vor dem ersten Wettkampf am Samstag?

Anfang Woche hatten wir noch Training. Dort konnten wir in die Halle gehen und alle Geräte ausprobieren, das Gefühl dafür bekommen und die ganze Atmosphäre kennenlernen. Die Halle ist riesig, überall gibt es Kameras – das ist wirklich eindrücklich.

Und was hast du für ein Gefühl erhalten? Was sind die Ziele?

Mein Ziel ist, dass ich meine beste Leistung zeigen kann, um den Mehrkampf-Final zu erreichen. Mit dem Team wollen wir den Team-Final erreichen. Ich habe mir an den Geräten ein gutes Gefühl geholt. Aber es war ein sehr langer Tag und wir waren erst spät abends an der Reihe. Das ist noch ein bisschen ungewohnt. Aber das kommt gut!

Wie steht es um die Nervosität?

In den ersten paar Tagen war es mit all den vielen und neuen Eindrücken schon etwas speziell. Es ist alles dermassen gross und es steckt unglaublich viel Organisation dahinter. Das war am Anfang etwas komisch und machte auch müde. Das wurde mit der Zeit aber besser, mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

Aber ist es bereits bei dir angekommen, dass du zum ersten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen wirst?

Bis jetzt noch nicht wirklich, nein (lacht). Ich nehme jetzt jeden Tag so, wie er ist, und versuche, alles aufzunehmen. Aber ich freue mich auf den Wettkampf am Samstag!

Du hörst für die Wettkampfvorbereitung immer eine spezielle Playlist. Was ist dort für Musik drin?

Das ist ein Mix von Rock, Techno, House und Chill. Das sind fünf oder sechs Lieder aus ganz verschiedenen Genres.

Im Team sind vier von fünf Turnern Aargauer. Sorgt das für eine gute Stimmung?

Es ist eigentlich fast das identische Team wie an der Weltmeisterschaft in Antwerpen. Wir kennen uns alle schon ziemlich lange und deshalb auch gut. Dass viele Aargauer dabei sind, hilft vielleicht bei der Kommunikation (lacht). Nein ernsthaft: Wir haben wirklich eine gute Stimmung im Team.

Das Durchschnittsalter des Schweizer Turnerteams ist 22 Jahre. Habt ihr neben dem Sport auch noch Zeit für andere Dinge?

Wir haben bereits abgemacht, dass wir nach den Wettkämpfen noch für ein paar Tage in Paris in einem Aribnb bleiben. Dort haben wir dann sicher Zeit, um vielleicht noch feiern zu gehen oder sonstige Aktivitäten zu unternehmen, um Paris zu sehen. Jetzt ist der Fokus aber voll und ganz auf das Training und die Wettkämpfe gerichtet.

veröffentlicht: 26. Juli 2024 04:00
aktualisiert: 26. Juli 2024 05:59
Quelle: ArgoviaToday

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