«Hast du das gewusst?» Mein Bekannter schaute mich ganz überrascht an. «Ja, das wurde uns als Kind schon erzählt. Aber ganz ehrlich, ich habe mich nie getraut, es auszuprobieren.» Das Kind in unserer Runde war mutiger und fasste das Brennnesselblatt mit einem festen Griff an – und rieb sogar noch die Finger hin und her. Nichts.
Der Trick: Luft anhalten, dann brennt es nicht. So jedenfalls wurde es in unserer Kindheit schon erzählt – und offensichtlich wird es auch heute noch weitergegeben. Doch stimmt das wirklich auch? Im Internet findet man einige lustige Beispiele, wie man Brennnesselstiche vermeiden kann.
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Kann man wirklich vermeiden, dass man von Brennnesseln gestochen wird, indem man die Luft anhält? Eine kurze Recherche zeigt: Nein. Es ist ein Mythos. Doch Redaktionspraktikant Niclas Zettergren wollte es genau wissen und hat es getestet. Erfolglos.
Test beweist: Luft anhalten schützt nicht beim Berühren einer Brennnessel
Insgeheim wusste man es ja. Wie soll eine Brennnessel auch wissen, dass man die Luft anhält, wenn man sie berührt. Aber wieso hat es das Kind nicht erwischt? Auch im Internet bezeugen viele Menschen von positiven Erfahrungen. Was könnte der Grund sein? Eine wissenschaftliche Erklärung findet man nicht.
Die Technik macht es aus
«Am besten funktioniert es, wenn man die Brennnessel festhält, dann brennt es nicht.» Das sagt eine, die es wissen muss. Kräuterfrau Maja Vogt aus dem aargauischen Mandach verkauft in ihrem Laden «Maja's Chrüterstübli» selbstgemachte Produkte aus der Natur. Dazu gehört auch die Brennnessel, die sie selbst pflückt. Daraus macht sie im Frühling Tee. Auch in ihren Wildkräuterpasten hat es Brennnesseln drin. «Du musst richtig zupacken mit einem festen Griff, damit es die Härchen umlegt. Die wachsen nämlich alle in eine Richtung. Dann kannst du sie zusammenfalten und direkt essen.»
Maja Vogt, die in Mandach Maja's Chrüterstübli betreibt, kennt sich auch mit Bärlauch aus.
Maja Vogt hat keine Handschuhe an, wenn sie Brennnesseln sammelt. Aber eine Gartenschere ist immer dabei. Und auch wenn sie weiss, wie sie es vermeiden könnte, habe sie immer Brennnessel-Stiche. Das störe sie nicht. «Es ist gesund. Bei Gicht, Rheuma, Arthrose oder akuten Schmerzen hilft es.» Wenn ihr die Hände beim Jäten wehtun, fahre sie immer durch die Brennnesseln, damit sie gestochen werde. So werde der Schmerz gelindert.
@denisundanna Die Brennnessel ist aufgrund ihrer Brennhaare als Küchenpflanze recht unbeliebt. Aber wenn man weiß, wie man die Pflanze anfassen muss, dann ist das überhaupt kein Problem, die Brennnessel ohne Schmerzen zu pflücken, zu zubereiten oder sogar roh zu essen! In diesem Video erklären wir, wie man sich beim Pflücken von Brennnesseln vor Stichen schützt. #essbarewildpflanzen #bushcraft #pflanzentiktok #outdoor #wildpflanzen #brennnessel #brennessel #nessel #outdoortipps ♬ Originalton - Den & Ann
In Mandach erzählt man sich, dass hier eine Frau gelebt habe mit starken Gicht- und Rheuma-Schmerzen. Sie sei dann jeweils halb nackt in die Brennnesseln gesessen. Das rege den Blutkreislauf an und fördere die Durchblutung, so Maja Vogt.
Brennnessel ist «Superfood» – reich an Nährstoffen
Man könnte die Brennnesseln als Salat essen. «Mir ist das aber zu mehlig», sagt Kräuterfrau Maja Vogt. «Ich tu unters Gemüse immer auch Kräuter und da gehören Brennnesseln auch dazu. Ich koche sie immer mit.» Sobald man die Brennnesseln nämlich kocht, würden sie auch nicht mehr brennen.
Doch mit dem Kochen gehen viele Vitamine verloren, die in der Pflanze enthalten seien, erklärt Maja Vogt. Die Brennnessel sei sowieso ein «Superfood». Brennnesseln enthalten mehr Vitamin C als vergleichbare Mengen Zitrusfrüchte. Sie sind auch reich an Eiweiss.
Wer im Garten Brennnesseln habe, solle sie unbedingt behalten. Nicht nur als Lebensmittel. Es sei gut für die Biodiversität – es ist ein kleines Ökosystem für viele kleine Lebewesen, betont Maja Vogt. «Auf einer einzigen Brennnessel leben 80 verschiedene Insekten.» Die Brennnessel bietet Lebensraum und Nahrung für eine Vielzahl von Insekten wie Schmetterlinge, Bienen, Käfer und Spinnen.
Wenns brennt, hilft «Nachbar» Spitzwegerich
Ein Brennnesselstich ist zwar schmerzhaft, aber in der Regel ungefährlich. Man sollte aber vermeiden, an der gereizten Stelle zu kratzen. Säubern und Kühlen lindern die Schmerzen schnell und effektiv. Doch es gibt auch effektive Hausmittel – und die sind gar nicht so weit weg.
«Unmittelbar neben den Brennnesseln wächst oft der Spitzwegerich», erklärt Maja Vogt, «davon kannst du ein Blatt kauen, damit der Saft rauskommt. Das Speichel-Saft-Gemisch kannst du dann direkt auf der Stelle verreiben.» Das helfe übrigens auch bei Mückenstichen.
