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Wie oft du aufs Klo gehst, sagt viel über deine Gesundheit aus

Kein Scheiss!

Wie oft du aufs Klo gehst, sagt viel über deine Gesundheit aus

· Online seit 24.07.2024, 13:16 Uhr
Wir gehen alle aufs Klo, aber nicht unbedingt jeden Tag – die Frequenz ist da ganz unterschiedlich. Wie oft wir das stille Örtchen aufsuchen, kann allerdings aufschlussreich sein.
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Laut einer neuen Studie, die in der Zeitschrift «Cell Reports Medicine» veröffentlicht wurde, ist die Häufigkeit des Stuhlgangs ein Indiz dafür, wie es mit unserer langfristigen Gesundheit steht.

Ein vom amerikanischen Institute for Systems Biology (ISB) geleitetes Forschungsteam hat dazu Daten von mehr als 1400 gesunden Erwachsenen ausgewertet. In Betracht gezogen wurden dabei neben klinischen Daten auch solche, die mit dem Lebensstil der Testpersonen sowie mit deren Metabolom (die charakteristischen Stoffwechsel-Eigenschaften eines Organismus) und Mikrobiom (die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Körper) zu tun hatten. Von der Untersuchung ausgeschlossen waren Personen, die an bestimmten Krankheiten litten oder Medikamente einnahmen.

Vier Gruppen von Testpersonen

Das Team bildete aus den Testpersonen vier Gruppen, je nach selbst angegebener Häufigkeit des Stuhlgangs: eine Gruppe mit Verstopfung (nur ein- bis zweimal pro Woche Stuhlgang), eine Gruppe mit geringer Häufigkeit (drei- bis sechsmal pro Woche), eine Gruppe mit hoher Häufigkeit (ein- bis dreimal pro Tag) und eine Gruppe mit Durchfall (noch häufiger als dreimal pro Tag).

Es zeigte sich zum einen, dass es einen Zusammenhang mit Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index (BMI) gab: Jüngere Personen, Frauen und Personen mit einem niedrigeren BMI gingen im Durchschnitt weniger häufig zur Toilette. Zum andern bestätigten die Ergebnisse frühere Forschungsresultate, die bereits nachgewiesen hatten, dass die Häufigkeit des Stuhlgangs einen grossen Einfluss auf die Funktion des Darmökosystems haben kann.

Giftstoffe im Darm

Dazu erklärt der Biochemiker Johannes Johnson-Martinez, der Hauptautor der Studie: «Bleibt der Stuhl zu lange im Darm, verwerten die Mikroben alle verfügbaren Ballaststoffe, die sie zu nützlichen kurzkettigen Fettsäuren vergären. Dann schaltet das Ökosystem auf Proteinfermentation um und produziert verschiedene Toxine, die in den Blutkreislauf gelangen können.»

Tatsächlich widerspiegelte sich dies in den Studienergebnissen: Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms der Teilnehmer gab einen klaren Hinweis auf ihre Stuhldichte. Sogenannte ballaststofffermentierende Darmbakterien, die oft mit guter Gesundheit in Verbindung gebracht werden, gediehen am besten bei einer durchschnittlichen Stuhlfrequenz, bei der die Testpersonen ein- bis zweimal am Tag Stuhlgang hatten. Im Gegensatz dazu waren Bakterien, die mit der Eiweissfermentation in Verbindung gebracht werden, bei Probanden mit Verstopfung oder Durchfall häufiger anzutreffen. Die Eiweissvergärung durch Darmbakterien kann zu Schäden an der Darmwand beitragen.

Nieren- und Leberschäden

Mehrere Metaboliten im Blut, etwa Glukose oder Fette, standen ebenfalls in Zusammenhang mit der Häufigkeit des Stuhlgangs. Dies deutet darauf hin, dass die Darmgesundheit mit dem Risiko einer chronischen Erkrankung zu tun hat. Insbesondere Nebenprodukte der Eiweissfermentation wie p-Kresolsulfat und Indoxylsulfat – sie können Nierenschäden verursachen – wurden im Blut von Testpersonen aus der Verstopfungsgruppe häufiger nachgewiesen.

Substanzen, die mit dem Risiko von Leberschäden in Verbindung gebracht werden, waren hingegen bei Personen mit Durchfall erhöht. Es scheint also einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Stuhlgangs, der Qualität des Darmmikrobioms und Organschäden zu geben.

Abnormale Blutwerte

Wenig verwunderlich korrelierte die optimale Stuhlgangshäufigkeit – etwa einmal pro Tag – deutlich mit jenen Personen, die viele Ballaststoffe zu sich nahmen, ausreichend Wasser tranken und regelmässig Sport trieben. «Chronische Verstopfung wird mit Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson sowie mit chronischen Nierenerkrankungen in Verbindung gebracht», stellt der Biophysiker und Studien-Mitautor Sean Gibbons fest. «Es war jedoch unklar, ob abnormale Darmbewegungen tatsächlich zu chronischen Krankheiten und Organschäden führen oder ob dieser Zusammenhang bei kranken Menschen rein zufällig ist.»

Dies habe man nun nachweisen können, so Gibbons. «In einer im Allgemeinen gesunden Bevölkerung zeigen wir, dass insbesondere Verstopfung mit abnormalen Blutwerten verbunden ist, die bestimmte Toxine enthalten, von denen bekannt ist, dass sie Organschäden verursachen, bevor es zu weiteren Symptomen kommt.»

Ein Stuhlgang in optimaler Frequenz wirkt sich laut der Studie obendrein auch auf die psychische Befindlichkeit aus: Das Forschungsteam konnte einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Stuhlgangs und Angstzuständen und Depressionen feststellen. «Diese Studie zeigt, wie sich die Häufigkeit des Stuhlgangs auf alle Körpersysteme auswirken kann und dass abnormaler Stuhlgang ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung chronischer Krankheiten sein kann», betont Gibbons. Dies sei auch für gesunde Menschen eine wichtige Information, um Gesundheit und Wohlbefinden weiter zu optimieren. (dhr)

veröffentlicht: 24. Juli 2024 13:16
aktualisiert: 24. Juli 2024 13:16
Quelle: watson

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