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Ein Stück Meteorologie zum Anfassen: Wetterballon landet in Zetzwil

Vom Himmel gefallen

Meteorologie zum Anfassen: Ein Wetterballon ist in meinem Garten gelandet

09.04.2024, 07:28 Uhr
· Online seit 09.04.2024, 05:57 Uhr
Am vergangenen Sonntag ist im Garten unseres Redaktionspraktikanten Niclas Zettergren ein Wetterballon gelandet. Pro Tag werden in Payerne zwei solcher Ballone in die Atmosphäre entsandt. Wo sie landen, weiss nur der Wind – was damit zu tun ist, wollte er genauer wissen.

Quelle: Tele M1

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Zetzwil, ein 1000-Seelendorf im Herzen des Wynentals. Viel Aussergewöhnliches passiert hier eigentlich nicht. Meistens auf jeden Fall. An einem eher warmen Sonntagmittag höre ich von draussen jemanden rufen: «Da hängt ein Wetterballon im Baum». Als ich dann etwas später das Freie aufsuche, um den Fund mit meinen Augen zu sehen, ist der Wetterballon bereits aus dem Baum entfernt worden.

Nun liegt also ein geplatzter Wetterballon vor mir, der in Payerne wahrscheinlich um Mitternacht gestartet ist, um Messungen zu betreiben. Ein Kollege von mir, der in Payerne seine RS absolviert hat, hat sich ständig darüber beschwert, dass der Weg nach Hause so lang gewesen ist. Es sind doch über 100 Kilometer. Im Gegensatz zu ihm hat sich der Ballon jedoch nicht auf direktem Wege nach Zetzwil bewegt, sondern willkürlich durch die Windkraft. Ich frage mich: «Wo der wohl überall vorbeigekommen ist und was er auf seiner Reise alles gesehen hat?»

Der Ballon hätte genauso gut in Rümlang, Baar oder in Poschiavo landen können. «Irgendwie schon cool, dass er sich genau hier in einem Baum verheddert hat», denke ich mir. Vor allem, weil ich seit X Jahren ein Interesse für die Meteorologie hege, aber eigentlich keinen Plan habe, wie alle diese Messungen und Prognosen vonstattengehen. Ein Gerät in den Händen zu halten, welches dazu beiträgt, dass das Wetter vorausgesagt werden kann, ist schon etwas Spezielles.

Eine Trophäe oder ein Erinnerungsstück wird der Wetterballon jedoch nicht. Der muss zurück nach Payerne geschickt werden. Immerhin habe ich jetzt einen weiteren «Funfact», den ich an Redaktionssitzungen oder im Privatleben erzählen kann.

Deshalb braucht es die Wetterballone

Gemäss Meteo Schweiz dienen die Wetterballons dazu, Radiosonden in die Atmosphäre aufsteigen zu lassen. Die Sonden verfügen über verschiedene Sensoren und einen Sender, der die erfassten Daten zum Boden überträgt. Die mit Wasserstoff gefüllten Wetterballone steigen mit einer Geschwindigkeit von rund fünf Meter pro Sekunde auf. Innert zwei Stunden erreichen die Sonden so eine Höhe von etwa 30 Kilometern.

Die gesammelten Informationen der Sonde dienen verschiedenen Zwecken: «Sie geben uns einen Eindruck über den Zustand der Atmosphäre. Dadurch sind sie sehr wichtig für die Wettervorhersage, die Klimaforschung und die Luftfahrt», erklärt Philipp Bättig, Leiter der operativen Messnetze von Meteo Schweiz.

Darum stürzen sie ab

Jeden Tag wird am Mittag und um Mitternacht ein Wetterballon entsendet, «mit zunehmender Höhe dehnen sie sich immer mehr aus, bis sie einen Durchmesser von etwa acht Metern erreichen. Mit der Zeit platzen sie dann und kommen so wieder zu Boden», erklärt Bättig.

Für Mensch, Tier und Gegenstände besteht laut Bättig keine Gefahr, von einem absteigenden Ballon Schaden verletzt zu werden. «Die Sonde inklusive Fallschirm und Ballon kommen mit einer Geschwindigkeit von etwa drei Metern pro Sekunde herunter, was absolut ungefährlich ist». Von Gesetzes wegen gebe es nicht einmal eine Verpflichtung, die Wetterballons mit einem Fallschirm auszustatten. Um auf Nummer sicher zu gehen, wird dies bei Meteo Schweiz trotzdem so gemacht.

Was tun, wenn ich einen Wetterballon finde?

Die gefundenen Sonden kann man per Post zurück an den Meteo Schweiz-Standort in Payerne schicken, damit sie dort recycelt werden können. Die Päckli-Gebühren werden rückerstattet. Alle notwendigen Infos und eine Anleitung dazu findet man, wenn man den QR-Code scannt, der auf jeder Sonde drauf ist.

Laut Bättig gibt es aber auch grössere Sonden, mit denen Ozonmessungen gemacht werden. Diese steigen jeweils montags, mittwochs und freitags in die Luft. Findet man eine davon, kann man sogar mit einem Finderlohn von 40 Franken rechnen. Da diese revidiert und wiederverwendet werden, sei es besonders wichtig, dass diese an ihren ursprünglichen Standort zurückkommen.

veröffentlicht: 9. April 2024 05:57
aktualisiert: 9. April 2024 07:28
Quelle: ArgoviaToday

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