Welt

Schweizer Bevölkerung entsorgt Abfall ennet der Grenze

Abfalltourismus

«Es ist ärgerlich» – Schweizer entsorgen ihren Hausmüll gerne in Deutschland

· Online seit 22.04.2024, 05:00 Uhr
Viele Schweizerinnen und Schweizer fahren zum Einkaufen nach Deutschland. Während die Ware über die Grenze kommt, bleibt der Abfall hingegen ennet der Grenze. Oft wird dieser auch illegal entsorgt – was zulasten der Gemeinden geht.
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Es ist ein bekanntes Bild – vor allem am Wochenende. An den Grenzübergängen in Rheinfelden, Stein oder Koblenz reiht sich bereits am Morgen ein Auto an das nächste, weil die Schnäppchen aus Deutschland locken. Viele nutzen das Angebot und kaufen ihre Lebensmittel und Hygiene-Artikel bei Edeka oder dm. Was tun aber mit dem Abfall und den Verpackungen? Mitnehmen oder gleich da lassen? Die meisten entscheiden sich, ihre frisch eingekauften Artikel gleich noch auf dem Parkplatz des Supermarktes zu entpacken oder diese dem Einzelhändler zu überlassen. Das sei auch zulässig, sagt Julia Fohmann-Gerber, Sprecherin vom Waldshuter Landratsamt, auf Anfrage von ArgoviaToday.

Güselsäcke werden einfach abgestellt

Aber leider nicht alles. «Müll, von der wilden Müllkippe, über unsachgemäss abgelagerten Sperrmüll, bis zu unachtsam weggeworfenem Verkehrsmüll wie Pizzakartons, Zigarettenschachteln, Eisbecher oder Take-away-Essensverpackungen, beschäftigt uns jedes Jahr zunehmend», erklärt Uwe Böhler von der Stadtverwaltung Bad Säckingen.

Besonders ärgerlich sei der Umstand, dass die städtischen Abfalleimer mit Restmüll aus dem Haushalt vollgestopft werden, um Gebühren zu sparen. «Das ist illegal, weil diese Eimer nur für Verkehrsmüll gedacht sind.» Häufig stellen Personen sogar ihre Hausabfallsäcke neben die öffentlichen Mülleimer, wie Böhler sagt. «Diese Menge wird tatsächlich jedes Jahr mehr.»

Bad Säckingen macht Jagd auf Abfallfrevler

Die Abfallsünderinnen und -sünder werden von der Stadt Bad Säckingen ermittelt, was ihnen auch teilweise gelingt. «Schweizer Bürgerinnen und Bürger stechen dabei aber nicht hervor», betont Böhler weiter.

Trotzdem fallen auf den grenznahen Recyclinghöfen immer wieder Autos mit Schweizer Kontrollschildern auf. Dabei entsorgen sie ihren Verpackungsmüll. Aber auch Flaschen, Kartonage, Altkleider und auch Sperrmülll landen immer wieder in den grossen Abfallcontainern. Ob der Abfalltourismus zunimmt, könne Böhler nicht sagen. «Offenbar scheint es einfacher zu sein, entsprechende Gegenstände auf dieser Seite des Rheins loszuwerden», berichtet er.

Darf ich meinen Abfall in Deutschland entsorgen, wenn ich im Aargau wohne?

Die gute Nachricht: teilweise ja. Aargauerinnen und Aargauer dürfen die hiesigen Recyclinghöfe in der Schweiz anfahren, wie Tobias Herrmann, Sprecher des Landratsamts Waldshut, gegenüber dem «Südkurier» sagt. Allerdings dürfen dort nur Verpackungen von in Deutschland erworbenen Produkte abgegeben werden. Schweizer Verpackungsmüll darf nicht im Landkreis Waldshut entsorgt werden.

Aber: Wenn die Verpackungen einmal die Schweizer Grenze passiert haben, darf der Müll nicht wieder nach Deutschland gebracht werden. «Werden in Deutschland lizenzierte Verpackungen in die Schweiz exportiert und fallen erst dort als Abfall an, dürfen sie nicht wieder nach Deutschland reimportiert werden. Schweizer Bürger dürfen daher nur die Umverpackungen der in Deutschland erworbenen Waren vor der Ausfuhr in die Schweiz auf unseren Recyclinghöfen entsorgen», betont Herrmann. Eine Entsorgung von Haus- und Sperrmüll ist für Schweizerinnen und Schweizer ohne Wohnsitz im Landkreis Waldshut erlaubt.

veröffentlicht: 22. April 2024 05:00
aktualisiert: 22. April 2024 05:00
Quelle: ArgoviaToday

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