Aargau/Solothurn

Das sagt die angeklagte Mutter zum Tötungsdelikt Hägglingen

Tötungsdelikt Hägglingen

Angeklagte Mutter: «Ich habe meine Tochter nicht ermordet, ich habe ihr geholfen»

· Online seit 09.09.2024, 11:06 Uhr
Aus Egoismus soll ein Elternpaar im Mai 2020 laut Aargauer Staatsanwaltschaft seine dreijährige Tochter getötet haben. Das schwerbehinderte Kind sei ihnen lästig gewesen. Das Paar und die Grossmutter des Mädchens stehen seit Montag vor dem Bezirksgericht Bremgarten.
Anzeige

Wie die Staatsanwältin in der Anklageschrift schreibt, haben der heute 34-jährige Vater und die 32-jährige Mutter ihre kleine Tochter am Abend des 6. Mai 2020 mit einer hohen Dosis Ecstasy töten wollen. Als das Kind nach einer Weile noch lebte, habe die Mutter es auf den Schoss genommen, während der Vater ihm mit der Hand Mund und Nase zugehalten habe, bis es tot gewesen sei.

Bereits im Oktober 2019 hatten die Eltern laut Anklage erfolglos versucht, ihre Tochter mit einer Überdosis Schlafmittel zu töten. Das Kind war schwer zerebral beeinträchtigt und nach ärztlicher Meinung lebenslang auf Betreuung rund um die Uhr angewiesen. Die Eltern waren laut Anklage völlig überfordert. Hilfsangebote hätten sie aber kategorisch abgelehnt, ausser von der Grossmutter.

Die Staatsanwältin klagt die beiden des Mordes und des Mordversuchs an. Die 53-jährige Grossmutter des Kindes ist der Gehilfenschaft zum Mord beschuldigt. Sie habe vom Tötungsplan gewusst und Tochter und Schwiegersohn darin bestärkt.

Mutter: «Ich habe meine Tochter nicht ermordet, ich habe ihr geholfen»

Am ersten Tag der Gerichtverhandlung am Montag wurde zunächst die angeklagte Mutter befragt. Sie leide noch immer unter dem Verlust ihrer Tochter, gab sie laut «Aargauer Zeitung» zu Protokoll. Auf die Frage, wie sie sich heute fühle, sagte die 32-Jährige: «Ich habe meine Tochter nicht ermordet, ich habe ihr damit geholfen. Für mich ist es deshalb in Ordnung, heute hier zu sein.»

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Sie hätten versucht, der Tochter mit Therapien und Ärzten zu helfen, so die angeklagte Mutter weiter. «Aber es ging ihr einfach nicht gut. Sie hatte kein Leben, das ein Leben hätte werden können. Da wussten wir, dass wir ihr so helfen möchten und ihr das Leid ersparen.» Angebote der Mutter der Angeklagten, zur Familie zu ziehen und sie zu unterstützen, habe sie abgelehnt. Sie brauchten keine Unterstützung, sagte die Mutter vor Gericht. Auf ihre Tochter habe sie keine Wut verspürt, sagt die Mutter. Aber auf die Situation sei sie hässig gewesen. «Man weiss nicht, wie man ihr helfen kann oder was man tun soll, dass es ihr besser geht.»

Mutter fühlte sich bei Tötung «nicht gut»

Dass sie zusammen mit ihrem Partner die Tochter am 6. Mai 2020 ermordet habe, habe keinen besonderen Grund. Sie hätten auch kein Ritual oder Ähnliches vorbereitet, sagt die Mutter. Sie habe ihrem Kind den Schoppen mit Ecstasy gegeben und sei danach mit ihr ins Wohnzimmer gegangen, um Bücher anzuschauen. «Ich fühlte mich nicht gut dabei, ich hatte Angst, was passiert.»

Als das Kind tot war, habe sie ihre Tochter ins Bettchen gelegt und zugedeckt. Dann habe sie dem Kind einen Brief geschrieben, um sich zu verabschieden und den Brief danach verbrannt. Erst am Morgen danach alarmierten die Eltern den Notruf, weil sie wussten, dass sie dann verhaftet würden. Es sei ihr aber wichtig gewesen, die Tochter beerdigen zu können, gab die Mutter an.

Mutter würde heute gleich entscheiden

Seit einem Jahr sei sie in Therapie, habe in den letzten Jahren aber Mühe gehabt, die Tat zu verarbeiten. Sie sage ihrer Tochter jeden Abend «Gute Nacht», stelle ihr Blumen hin und zünde eine Kerze an. Dennoch würde sie ihre Tochter heute wieder töten und dabei gleich vorgehen, gab die 32-Jährige weiter zu Protokoll. Sie bereue die Tat zwar für sich selbst sehr, aber nicht für ihr Kind.

Quelle: Tele M1

Die Hauptverhandlung am Bezirksgericht Bremgarten ist auf mehrere Tage angelegt. Am Montagnachmittag wird auch der angeklagte Vater befragt. Die Urteilseröffnung ist für diesen Freitag vorgesehen.

(sda/maf)

veröffentlicht: 9. September 2024 11:06
aktualisiert: 9. September 2024 11:06
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige

Mehr für dich

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch