Freunde und Gewerkschaft kritisieren Sicherheitsvorkehrungen von Biogen
Emir Bay sei eine Inspiration für viele und ein Mann mit Klasse gewesen. So beschreiben ihn seine beiden langjährigen Kollegen, die um den 59-jährigen Utzensdorfer trauern. Auch eine Woche nach dem tragischen Arbeitsunfall in Luterbach können sie es immer noch nicht glauben, dass er weg ist. «Er hatte immer ein Lachen für alle und war keine Couchpotato», sagt Beytullah Abbasier, der Emir Bay über 40 Jahre kannte, gegenüber Tele M1. Er habe immer gearbeitet und etwas zu tun gehabt. «Auch in der Firma war er sehr aktiv.»
Der Familienvater wollte Natronlauge in einen grossen Tank füllen, wurde eingeklemmt und kam in Kontakt mit den giftigen Chemikalien. Er starb noch vor Ort. Drei weitere Mitarbeiter mussten ins Spital.
Hikmet Dagci absolvierte das Militär mit dem Verstorbenen. Er fragt sich nach der Tragödie, ob sein toter Kollege ein ausreichend sicheres Arbeitsumfeld hatte: «Der erste Gedanke bei mir war, dass das in einer so modernen Firma doch gar nicht sein kann!» Das Unternehmen habe Milliarden investiert und Dagci habe gehört, dass das Umfeld einem Hochsicherheitstrakt gleichen soll.
Gewerkschaft zeigt sich weniger überrascht
Ursin Della Morte von der Basisgewerkschaft FAU in Bern überrascht der tödliche Arbeitsunfall hingegen nicht. Schon seit längerem bemängelt er die Sicherheit auf dem Gelände, weil es bereits mehrere Bagatellunfälle gegeben habe. Alle Betroffenen würden aus Angst vor Repressionen jedoch nichts gegen das Unternehmen sagen wollen, so der Gewerkschafter. «Das führte dazu, dass ein Klima der Angst entstanden ist. Die Angestellten trauen sich viel weniger, sich zu wehren.» Dadurch seien mehr Verstösse gegen die Sicherheit möglich geworden.
Das betroffene Unternehmen Biogen möchte sich gegenüber Tele M1 nicht vor der Kamera zu den Vorwürfen äussern. In einer schriftlichen Stellungnahme heisst es aber, dass Biogen sich an alle Vorschriften bezüglich der Meldung von Unfällen halte. «Bei Biogen hat die Sicherheit unserer Mitarbeiter oberste Priorität.»
Der 59-jährige Emir Bay hinterlässt zwei erwachsene Kinder und seine Ehefrau. Er wurde letzten Freitag in seiner Heimat, der Türkei, beerdigt.
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(ova)