Aargau/Solothurn

Geklaute E-Bikes aus Solothurn werden in Albanien verkauft

«Tropical»-Kleber ist noch dran

Dieser albanische Veloladen verkauft geklaute E-Bikes aus Solothurn

04.10.2024, 21:37 Uhr
· Online seit 04.10.2024, 11:49 Uhr
Im Raum Solothurn werden immer mehr Velos und E-Bikes geklaut. Der Unmut in der Bevölkerung wächst. Dass die E-Bikes nun in einem Shop im albanischen Tirana auftauchen, macht die Sache nicht besser.

Quelle: Tele M1

Anzeige

Wer im Raum Solothurn ein E-Bike oder ein teures Velo besitzt, lebt in der ständigen Sorge um sein geliebtes Gefährt. Die Diebstähle haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Auch in der lokalen Facebook-Gruppe sind die Velodiebe Thema Nummer eins.

Besonders dreist: Offenbar werden teilweise Drogenabhängige gezielt von organisierten Kriminellen angeworben, um E-Bikes und Velos zu stehlen. Dies war zumindest in Olten bereits der Fall. Für einen Apfel und ein Ei lagern die Kriminellen so das Risiko aus, erwischt zu werden. Die Drogenabhängigen stehen oft unter einem hohen Suchtdruck. Ein Video eines Velo-Diebstahls in Solothurn sorgte vor kurzem schweizweit für Entrüstung.

Quelle: Tele M1 / Michelle Schwizer

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Flyer aus dem «Tropical» taucht als Secondhand E-Bike in Tirana auf

Was mit einigen Velos danach passiert, zeigt ein aktueller Fall, über den die «Solothurner Zeitung» berichtet. Ein in Zuchwil gestohlenes E-Bike der Marke Flyer stand beim Secondhand-Velogeschäft «Dua Biçikleta» im albanischen Tirana zum Verkauf – zum Schnäppchenpreis von 1349 Euro. Immer noch dran: der Kleber des Solothurner Bike-Shops «Tropical». Die Route des gestohlenen Velos konnte der Besitzer per GPS-Tracking live mitverfolgen. Das Velo wurde durch den Gotthard nach Italien, Slowenien, Ungarn, Serbien, Kosovo bis nach Albanien gefahren.

Besonders bitter: Er hatte den Diebstahl am Tag zuvor der Polizei gemeldet. Aufgrund eines Missverständnisses wurden aber keine Sofortmassnahmen eingeleitet. Die Polizei ging davon aus, dass es sich beim Tracking um ältere Daten handelte und nicht um den Live-Standort des Velos, erklärt der Mediendienst gegenüber der «Solothurner Zeitung». Was ist das wohl für ein Gefühl, wenn man per Tracker live dabei sein kann, wenn das geliebte E-Bike ausser Landes gebracht wird und die Polizei nichts unternimmt?

Masche ist bestens bekannt aus Olten

Die Masche ist nicht neu. Dass organisierte Banden Velos und E-Bikes im grossen Stil stehlen und dann für den Weiterverkauf in den Balkan bringen, belegt ein gut dokumentierter Fall aus Olten aus dem Jahr 2020. Das System ist gut organisiert. Die einen waren zuständig fürs Klauen der Velos, die anderen verpackten sie in Transportautos und der Chef organisierte die Abnehmer im Kosovo. Gestohlen wurden laut Anklage der Staatsanwaltschaft über 250 teure E-Bikes und Velos im Gesamtwert von rund 600'000 Franken.

Quelle: TeleM1

Gut organisierte Banden

In Olten wurden Drogenabhänge zum Stehlen angeheuert. «Mein Ziel war nicht, Velos zu stehlen und damit Gewinn zu erzielen, sondern mir meinen Drogenkonsum zu ermöglichen», so eine Aussage im Prozess vor Obergericht. Für die Unterhunde in der Hierarchie gab es in diesem Fall pro gestohlenes Velo übrigens lediglich 50 Franken, für die Chefs teilweise über 500 Franken Strafe.

Das Obergericht verurteilte die Drahtzieher im Juni zu Gefängnisstrafen zwischen 30 und 48 Monaten, teilweise bedingt. Entscheidender dürfte für die zwei Familienväter in der Bande wohl der Landesverweis sein, der bei 8 und 6 Jahren belassen wurde.

Unmut in Bevölkerung wächst

Zurück nach Solothurn. Inzwischen ist klar, dass auch weitere geklaute Velos aus der Region in Tirana landeten. Die Fotos von als vermisst gemeldeten Velos in der Solothurner FB-Gruppe sind exakt identisch mit solchen des Velo-Shops in Tirana. Der Unmut wächst. «Liebi Polizischte und Regierigs-Cheffe, machet euche Job, wäg vo de Blitzer ane a Betrug und Diebstahl und Hehlerei», schreibt das erste Opfer auf Facebook.

Ausserhalb der Landesgrenzen sind der Solothurner Kantonspolizei die Hände gebunden, sie kann nicht viel mehr machen, als den Fall Interpol zu melden. Ohne Hilfe der Behörden in Albanien wird es schwierig. Anders sieht es in Solothurn aus. Einen ersten Erfolg erzielte die Kantonspolizei im August, als sie acht mutmassliche Velodiebe festgenommen hat, die in der Vorstadt und am Bahnhof auf Beutezug waren. Ob das ausreicht, um die Velodiebe abzuschrecken, wird sich erst noch zeigen.

veröffentlicht: 4. Oktober 2024 11:49
aktualisiert: 4. Oktober 2024 21:37
Quelle: 32Today

Anzeige

Mehr für dich

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch