Aargau/Solothurn

Pifferlinge hui, Steinpilze pfui: Deshalb wachsen Pilze immer später im Aargau

Pfifferling hui, Steinpilz pfui

«Bislang hundsmiserabel» – gibt es noch Hoffnung für die Aargauer Pilzsaison?

21.09.2024, 11:06 Uhr
· Online seit 21.09.2024, 11:05 Uhr
Wer derzeit Pilze im Wald suchen will, der wird enttäuscht. Bis auf Pfifferlinge ist im Aargau nichts zu finden. Laut diversen Pilzkontrolleuren und Pilzkontrolleurinnen könnte die aktuelle Pilzsaison nicht schlechter sein. Woran das liegt und ob die diesjährige Pilzsaison noch gerettet werden kann – wir haben nachgefragt.
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Ein verregneter Sommer, zu wenig Feuchtigkeit im Herbst und generell wechselhafte Wetterbedingungen – all das kann eine Pilzsaison erheblich beeinträchtigen. Pilzsammler, die sich auf volle Körbe und eine reiche Ernte gefreut haben, mussten bisher enttäuscht die Wälder wieder verlassen. Ausser bei den Pfifferlingen, die im Aargau sehr gut gedeihen.

Tote Hose für Pilzsammler – ausser bei den Pfifferlingen

Die schlechte Pilzsaison ist vielerorts deutlich spürbar: Die Böden sind zu trocken, das Wachstum verzögert sich, und an vielen Stellen bleiben die begehrten Speisepilze völlig aus. Aber warum genau lässt die diesjährige Ernte so sehr zu wünschen übrig?

Wie Lotti Rösti, Pilzkontrolleurin aus Herznach, gegenüber ArgoviaToday erzählt, wäre der aktuelle Morgennebel eigentlich ideal für die Pilze zum Gedeihen – den Biswind mag der Fungus jedoch gar nicht. So spielt die Natur momentan gegen sich selbst. Damit es zu einem Pilzwachstum kommen könne, müsse es am Morgen weiterhin feucht sein und kein Biswind mehr ziehen.

Pfefferlinge dagegen seien sehr gut gewachsen, erzählt Lotti Rösti weiter. «Die Pfifferlinge wachsen seit einem Monat und von denen hat es immer noch genug. Es kann jedoch sein, dass das jetzt wieder vorbei ist. Das wird sich aber erst noch zeigen.»

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Es sei bislang eine «hundsmiserable Saison», erzählt auch Pilzkontrolleurin Monika Sandmeier aus Möhlin. Sie ist jedoch guter Dinge und meint zudem: «Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt». Der Boden und die Lage seien zwar gut, aber es muss ebenfalls ausreichend feucht und warm sein. Diese Faktoren müssen alle zusammenspielen. Weiter benötigen sie die richtigen Bäume und der richtige Zeitpunkt. Stimme nur ein Faktor nicht, gibt es wenig bis gar keine Pilze, so Sandmeier.

Pilze wachsen immer später

Auch Peter Füglistaler, Pilzkontrolleur aus Bremgarten, kann die Misere der Pilzsaison bestätigen. Er ist aber der Meinung: «Die Natur verschwendet nichts». Er geht davon aus, dass die Natur die Fruchtkörper aufspart, bis diese auch gedeihen und dann eine Chance haben. «Schliesslich seien die Pilze noch immer gekommen», meint der Bremgartner. Die Frage sei eben nur, wann.

Ruedi Jean-Richard, Pilzexperte aus Aarau, stimmt dem zu. Die Wetterbedingungen sind nicht optimal: «Es kommen fast keine Leute, um Ihre Pilze kontrollieren zu lassen. Wenn sie aber zur Kontrolle kommen, haben sie eher kleine Pilze oder solche aus anderen Kantonen», meint Jean-Richard. Er gibt die Hoffnung ebenfalls noch nicht auf und wartet die nächsten zwei bis drei Wochen ab. Seiner Meinung nach wäre es falsch, jetzt schon von einer schlechten Pilzsaison zu reden.

Kommen die Pilze doch noch?

«Sollten die Wetterbedingungen so bleiben, also das es mit dem kommenden Regen nochmals feucht wird, besteht die Möglichkeit, dass in zwei Wochen oder dann Mitte Oktober die ersten Pilze wachsen könnten. Realistisch sei aber auch, dass es Ende November wird. So genau kann das aber niemand sagen», meint Lotti Rösti.

Folglich scheint es allen Regionen im Aargau etwa gleich zu gehen. Wer aber nicht warten mag, bis die Pilze hier spriessen, habe im Schwarzwald womöglich mehr Glück, berichten die Experten. Warum das so ist, erklärt Lotti Rösti genauer: «Da sind die Bodenverhältnisse besser und die Bäume mit mehr Moos bedeckt.» Das Moos speichert die Feuchtigkeit und bietet den Pilzen somit die idealen Voraussetzungen, um zu spriessen.

Schon gewusst?
Was brauchen Pilze zum Wachsen?
Pilze benötigen ein mildes Klima mit Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad Celsius, um optimal zu wachsen.
Ein Wald mit Laubbäumen wie Eichen und Buchen bietet ideale Bedingungen, da Pilze oft Symbiosen mit den Wurzeln dieser Bäume eingehen.
Pilze gedeihen am besten in Böden, die reich an organischem Material und Humus sind, da diese Nährstoffe für ihr Wachstum liefern. Zum Teil ist der Boden in der Schweiz schlichtweg zu hart.
Pilze benötigen Schatten und Feuchtigkeit, weshalb sie in dichten Wäldern besser wachsen, da das Blätterdach die Verdunstung reduziert. Deshalb stört der aktuelle Biswind auch den Wachstum, da dieser die Bodenfeuchtigkeit austrocknet.
Regelmässige, aber nicht übermässige Niederschläge sind optimal, da zu viel Wasser den Boden übersättigen und Pilzwachstum verhindern kann.
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veröffentlicht: 21. September 2024 11:05
aktualisiert: 21. September 2024 11:06
Quelle: ArgoviaToday

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