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Griechenland: Meeresschildkröten legen rekordfruh Eier ab

Tierwelt

Meeresschildkröten legen Eier in Griechenland auffällig früh ab

26.05.2024, 08:47 Uhr
· Online seit 26.05.2024, 08:30 Uhr
So früh wie nie finden Umweltschützer in Teilen Griechenlands Nester von Meeresschildkröten. Wissenschaftler machen den Klimawandel dafür verantwortlich.
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An den Westküsten Griechenlands ist die Unechte Karettschildkröte Jahr für Jahr bei der Eiablage zu beobachten. Jetzt sind Umweltschützer besorgt: Bereits am 11. Mai hat die auf Meeresschildkröten spezialisierte griechische Organisation Archelon auf der Insel Zakynthos ein Nest der gefährdeten Art entdeckt. Gut eine Woche früher als in den Jahren zuvor und damit ein klares Zeichen für veränderte Umweltbedingungen, mahnt sie.

Zur Eiablage kommen die Weibchen der Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta) nachts an Land, zurück an jenen Ort, an dem sie vor über drei Jahrzehnten aus dem Ei geschlüpft sind. Laut der Deutschen Stiftung Meeresschutz erreichen die Tiere erst im Alter von 35 bis 39 Jahren die Geschlechtsreife.

Mühsam wuchten die Schildkröten ihr Gewicht Dutzende Meter über den Strand, buddeln ein Loch, legen rund 100 Eier ab und schaufeln anschliessend mit ihren Flossen Sand über das Nest, bevor sie wieder im Meer verschwinden. Dieses Jahr ist das Schauspiel in Griechenland besonders früh zu bestaunen - glücklich sind Tierschützer darüber nicht.

Erstmals so früh im Mai Nester gefunden

«Die Überprüfung von Zeitreihendaten aus früheren Jahren bestätigte, dass zum ersten Mal so früh im Mai in der Laganas-Bucht auf Zakynthos ein Nest gefunden wurde», sagt Aliki Panagopoulou, Forschungskoordinatorin bei Archelon. Nur wenige Tage später registrierten Mitarbeiter der Organisation die ersten Nester an der Westküste der Halbinsel Peloponnes und im Norden Kretas - ebenfalls früher als je zuvor, seit sie Daten aufzeichnen.

«Wissenschaftler haben bereits 2016 prognostiziert, dass sich die Brutzeit wegen des Klimawandels verschieben würde», sagt Panagopoulou. Meeresschildkröten seien sehr empfindlich, was veränderte Bedingungen angehe. «Vor allem Temperaturen spielen eine grosse Rolle: Die Tatsache, dass die Brutzeit früher beginnt, deutet darauf hin, dass die Schildkröten sich anpassen, um die sehr hohen Temperaturen im Sommer zu vermeiden.»

Laut dem Europäischen Klimabericht 2023 war die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Meere im vergangenen Jahr so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen - mancherorts lagen sie bis zu 5,5 Grad über den Durchschnittswerten.

Dass die Schildkröten früher Eier ablegen, sei an sich nicht so schlimm, sagt Panagopoulou. Viel schlimmer seien die Auswirkungen von Wärme auf die Brut: «Höhere Temperaturen im Nest wirken sich auf das Geschlecht des Nachwuchses aus: Es schlüpfen mehr Weibchen, was die Ratio zwischen Männchen und Weibchen verändert und dazu führen kann, dass die gesamte Population in Zukunft noch stärker schrumpft, weil die Weibchen schliesslich kaum mehr Männchen zur Fortpflanzung finden.»

Ohnehin haben es die kleinen Schildkröten schwer: Wenn sie schlüpfen, müssen sie die weite Strecke über den Strand ins Meer zurücklegen. Fressfeinde lauern, Möwen in der Luft, Raubfische im Wasser. Von 1000 geschlüpften Schildkröten erreiche nur eine Handvoll ein fortpflanzungsfähiges Alter, heisst es bei Archelon.

Tierfreunde sollten sich zurückhalten

Und immer wieder müssen Umweltschützer Touristen davon abhalten, Schaden anzurichten. So kann schon das kleinste Geräusch Schaulustiger dazu führen, dass Muttertiere den Nestbau und die Eiablage abbrechen und zurück ins Meer flüchten.

Einmal angelegt, müssen die Nester geschützt werden, damit sie nicht zertrampelt oder die Eier von Hunden ausgebuddelt werden. Und auch Tierfreunde, die frisch geschlüpften Schildkröten helfen und sie ins Meer tragen wollen, richten Schaden an: Der anstrengende Weg über den Sand ist notwendig, damit die Jungtiere Kraft entwickeln. Als weitere kritische Faktoren gelten Umweltverschmutzung, Schifffahrt, Wassersport und Fischerei - etwa wenn sich die Tiere in Netzen verfangen.

(sda)

veröffentlicht: 26. Mai 2024 08:30
aktualisiert: 26. Mai 2024 08:47
Quelle: ZüriToday

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