Man könnte meinen, es handelt sich um den dümmsten Weg, der Welt den eigenen, grotesken Reichtum zu zeigen: In Dubai hat vor kurzem jemand den neuen Rekord für das teuerste Kontrollschild der Welt aufgestellt. Bei einer Auktion bezahlt er dafür 55 Millionen Dirham, das sind gut 14 Millionen Franken, ein bisschen mehr als der letzte Rekordhalter. Saeed Abdul Ghaffar Khouri bezahlte 2008 52.2 Millionen Dirham.
Nun stimmt das mit der Dummheit in diesem Fall fairerweise nur bedingt. Natürlich geht es immer noch ums Angeben, aber immerhin geht der Erlös bei dieser Auktion an eine wohltätige Stiftung des Herrschers Sheikh Mohammed bin Rashid, die den Hunger bekämpfen will.
Watch: A new record was set last night, as car number plate P7 sold for a whopping Dh55 million at an auction in Dubai https://t.co/9bLBrLKedv pic.twitter.com/xtFG4FrDEZ
— Khaleej Times (@khaleejtimes) April 9, 2023
Unbekannter Rekordhalter
Und: Es ist gar nicht klar, wer der neue Besitzer des Kontrollschilds P7 genau ist. Identifiziert werden wird er also wohl erst, wenn man P7 an irgendeiner Luxuskarosse im Wüstenstaat erblickt. Ausser, der Mann hat Humor und hängt es an einen alten VW Polo.
Wahrscheinlichkeit? Tendiert gegen null. Es wird wohl eher ein diamantbesetzter Lamborghini aus Gold sein, der auf 100 Metern so viel Benzin verbraucht, wie eine durchschnittliche Ostschweizer Tankstelle pro Tag verkauft.
Unmöglich ist in Dubai nichts, egal wie sinnlos es scheint. Beispiel gefällig?
Burj Khalifa ist nicht an Kanalisation angeschlossen
Das grösste Gebäude ist ein Milliardenprojekt – doch für das lächerlich überdimensionierte Machtsymbol war schliesslich kein Preis zu hoch.
Naja, zumindest in der Planungsphase. Denn für einen Anschluss an die Kanalisation von Dubai hat es bei der Fertigstellung in der Finanzkrise 2008 dann doch nicht mehr gereicht. Ein ziemlicher Reinfall für das grösste Gebäude der Welt, denn so muss jeden Tag eine ganze Armee von Lastwagen vorbeifahren um die Fäkalien der bis zu 35'000 Bewohner abzupumpen und aus der Stadt zu bringen.
Zählt das so überhaupt als Gebäude? Ist wohl eher ein besseres Zelt mit Plumpsklo.
Die Palm Islands versinken im Meer
Nicht nur die Fäkallastwagen des Burj Khalifa stinken zum Himmel – sondern auch das Prestigeprojekt der menschengemachten Palmeninseln. Sicher, die Milliardäre Elon Musk und Richard Branson dürften an den Palmeninseln bei ihren Reisen in den Weltraum Freude haben.
Ansonsten können die Palms Islands vielleicht noch als Mahnmal vor materiellem Grössenwahn dienen. Zumindest solange es sie noch gibt. Denn das grösste menschengemachte Archipel versinkt langsam im Meer, wie Daten der NASA zeigen.
Auf der anderen Seite steigt der Meeresspiegel, so dass die Palms Islands – genauso wie die kleineren Inseln («The World») für die Superreichen – verschwinden werden. Wo wir gerade bei der Umwelt sind: Eine solche Aufschüttung künstlicher Inseln ist natürlich ein massiver Eingriff in die Natur. Das Ökosystem wurde massiv gestört, Korallen und anderes maritimes Leben vernichtet.
Sie tun im Emirat Dubai alles dafür, dass die Oberfläche glänzt. Und es funktioniert: Es gibt leider genügend Leute mit dicken Portemonnaie, die mit ihrem goldenen Lamborghini und Kontrollschild P7 herumfahren wollen.
Was unter der schicken Oberfläche ist, wissen wir bereits vom Burj Khalifa.