Aargau/Solothurn
Baden/Brugg

Drogenszene hat sich vom Bahnhof ins Amphitheater verlagert

Brugg-Windisch

Drogenszene hat sich vom Bahnhof ins Amphitheater verlagert

· Online seit 08.05.2024, 07:38 Uhr
Suchtkranke prägten bis gegen Ende 2023 das Bild auf der Windischer Seite am Bahnhof Brugg. Doch das änderte sich plötzlich, als die Polizei die Randständigen mit einem Verbot vertrieb. Das führte nun zu Problemen an einem anderen Ort: dem Amphitheater Vindonissa.
Anzeige

Die Drogenszene am Bahnhof Brugg auf Windischer Seite ist seit langem ein bekanntes Problem. Die Situation spitzte sich letztes Jahr immer weiter zu: Es wurde konsumiert, gedealt und Passantinnen wurden um Geld angebettelt. Seit die Polizei die Suchtkranken vertrieben habe, sei es ruhiger um den Bahnhof geworden, heisst es im Beitrag des «SRF Regionaljournal Aargau/Solothurn».

Nun wurde das Problem aber an einer neuen Stelle akut, denn die Süchtigen wichen ins Amphitheater Vindonissa aus. Das Problem: Die Jungwacht/Blauring führt dort ihre Gruppenstunden durch. Diese wurden dort nun wegen der Drogenszene eingestellt.

Denn: Anfang April sah das Leitungsteam der Jungwacht/Blauring zunehmend suchtkranke Menschen und fand sogar gebrauchte Spritzen. Es reagierte umgehend und schrieb in einem Brief an die Eltern, dass ab sofort keine Gruppenstunden mehr im Amphitheater Vindonissa durchgeführt würden. Gleichzeitig wurden auch die Gemeinde sowie die Polizei über die Situation informiert.

Wegweisung ist keine Lösung

Die Repol Brugg reagierte: «Wir haben mit den Menschen vor Ort gesprochen und sie dort weggewiesen», bestätigt Andreas Lüscher, Polizeichef der Repol Brugg, gegenüber dem Regionaljournal. Das Wegweisen durch die Polizei ist aber auf lange Sicht keine Lösung. Nun soll sich eine Arbeitsgruppe, die bereits letzten Herbst ins Leben gerufen wurde, des Themas annehmen und einen Weg finden, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Diese Gruppe bildet sich aus Vertretern der Gemeinden Brugg und Windisch, aber auch der Polizei sowie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) – das, weil der Campus der FHNW mitten im Hotspot der Drogenszene steht. Geleitet wird die Gruppe von der Abteilung Gesellschaft der Stadt Brugg.

Severin Dommann, Leiter der Abteilung, sagt gegenüber dem Regionaljournal, dass man den Vorfall im Amphitheater sehr ernst nehme. «Es ist jetzt zufällig, dass die Suchtkranken im Amphitheater aufgetaucht sind. Das hätte ebenso gut an einem anderen Ort geschehen können. Wir müssen Lösungen finden, damit wir das Problem in den Griff bekommen.» Man sei sich auch einig, dass die Vertreibung dieser Menschen von einem Ort zum anderen nicht die Antwort auf die Situation sei.

Aktuell laufe eine Analyse in Zusammenarbeit mit Infodrog, der Schweizerischen Koordinations- und Fachstelle Sucht. Dafür hat Fabienne Senn, Sozialarbeiterin der Stadt Brugg, mit den suchtkranken Menschen gesprochen. Bei dieser Befragung kam heraus, dass es den Suchtkranken selbst nicht wohl ist, wenn sie in der Öffentlichkeit konsumieren. «Sie möchten nicht, dass Kinder sie so sehen, und sind ebenfalls an einer Lösung interessiert», sagt Senn.

Bis eine definitive Lösung auf dem Tisch liegt, braucht es aber Geduld. Bis dahin verfolgt die Repol Brugg die gleiche Strategie wie bis anhin: die Suchtkranken wegweisen. Der Arbeitsgruppe ist es wichtig zu betonen, dass auch die suchtkranken Menschen zur Gesellschaft dazugehören. Deshalb braucht es eine Lösung, die für die Bevölkerung, aber auch für die Betroffenen stimmt.

Vorstoss für Konsumraum noch hängig

Letzten Herbst hatte SP-Grossrätin Luzia Capanni im Kantonsparlament einen Vorstoss eingereicht, der auf einen Konsumraum für Süchtige im Aargau abzielt. Den Vorstoss hat auch SVP-Grossrat Miro Barp unterschrieben. Barp ist Sicherheitschef bei den Psychiatrischen Diensten Aargau, kennt also die Problematik aus eigener Erfahrung. Dennoch ist er gegen einen Konsumraum in Brugg oder Windisch: «Das Einzige, was diese Räume unterstützen, ist die Gesundheit der Menschen, sie lösen aber das Problem an sich nicht», sagte er letzten Herbst gegenüber ArgoviaToday. Der Vorstoss ist bis dato noch hängig.

(Catarina Martins/Aargauer Zeitung)

veröffentlicht: 8. Mai 2024 07:38
aktualisiert: 8. Mai 2024 07:38
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige

Mehr für dich

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch