Da hat die Gemeinde Murgenthal doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können. Für die Erschliessung Weid-Neustadt im westlichen Dorfteil von Riken musste eine kommunal geschützte Hecke teilweise entfernt werden, wie es in der aktuellen Gemeinderatsmitteilung heisst. Laut der Bau- und Nutzungsordnung muss allerdings innerhalb des Gemeindegebiets ein Realersatz geleistet werden. «In der Nutzungsplanung der Gemeinde werden bestimmte Naturobjekte – wie unter anderem diese Hecke – unter Schutz gestellt», erklärt Rolf Wernli, Gemeindeschreiber in Murgenthal, gegenüber ArgoviaToday.
Was lange währt, wird endlich gut
Diese dürfen zwar entfernt werden, dafür müsse aber an einem anderen Ort eine neue Hecke gepflanzt werden. «Es muss nicht dieselbe Pflanzenart sein, aber der Standort sollte sinnvoll sein und auch ökologisch einen Mehrwert für Wildtiere haben», so Wernli. Es bringe nichts, einfach wild irgendwo eine Hecke zu pflanzen.
Ein weiteres Kriterium gemäss Wernli ist, dass es sich dabei um eine einheimische Pflanze handelt und nicht um eine invasive Art, die schnell wächst. Darum hat die Gemeinde sehr lange nach einem guten Standort für die neue Hecke gesucht, der auch alle Punkte erfüllt. Am Ende sind die auf dem Areal der ehemaligen Deponie Brunnrain fündig geworden. «Dort ist in den letzten Jahren eine Hecke gewachsen, die am Dienstag von Fachleuten als schützenswert beurteilt wurde», so der Gemeindeschreiber.
Langer Rechtsstreit wegen Sträuchern
Warum dort die Hecke gewachsen ist, lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen. Rolf Wernli erklärt dazu, dass vor fast 40 Jahren das Grundstück, welches Eigentum der Einwohnergemeinde ist, an einen Landwirt verpachtet wurde. Dieser musste wegen des geringen Nutzwertes keinen Pachtzins leisten. «Der Bauer pflanzte dort jedoch ohne Genehmigung mehrere Sträucher darauf und als der Gemeinderat dahinter kam, forderte dieser natürlich, dass die Pflanzen entfernt werden.»
Der Landwirt allerdings wollte das nicht und klagte gegen die Gemeinde. «Am Schluss hat der Pächter den Prozess natürlich verloren, weil er halt auf fremdem Eigentum Sträucher pflanzte ohne Zustimmung der Eigentümerin», meint Wernli. «Am Ende forderte die Gemeinde den Bauern auf, dass die Sträucher entweder bis 1989 oder 1990 entfernt werden müssen.» Danach brechen die Protokollaufzeichnungen ab. Ob der Bauer den Forderungen nachgekommen und die Hecke demnach wieder nachgewachsen sei, das könne Wernli nicht mehr nachvollziehen. Es sei auch möglich, dass die Sträucher nie entfernt wurden.
Für den einen damals ein Fluch, ist dies heute für die Gemeinde ein Segen. Der Gemeinderat hat derweil beschlossen, dass die mittlerweile als schützenswert geltende Hecke als Ersatz für die teilweise gerodete Pflanze unter kommunalen Schutz gestellt werden soll. «Für uns ist das natürlich ein Glücksfall. So müssen wir jetzt keine neue Hecke anpflanzen, sondern können auf diese wilden Sträucher zurückgreifen», erzählt Wernli weiter.