Schweiz

Von der ETH in den Himmel: Schweizer Raketenprojekt mit Mission

Forschung

Schweizer Studierende wollen mit selbstgebauter Rakete an Wettbewerb teilnehmen

· Online seit 23.06.2024, 10:38 Uhr
Ein Team aus Studierenden der ETH und anderen Schweizer Hochschulen baut eine Rakete, mit der sie an einen internationalen Wettbewerb wollen. Der Today-Redaktion gab der ein Mitglied des Teams Auskunft über die Rakete und die Zukunft des Projekts.
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Raketen und die Schweiz? Was auf den ersten Blick nicht zusammen passt, ist für die Studierenden, die bei ARIS dabei sind, kein Widerspruch. ARIS steht für Akademische Raumfahrt Initiative Schweiz. Im Rahmen dieser Organisation werden verschiedene Projekte durchgeführt. Eines davon ist Projekt NICOLLIER, benannt nach dem Schweizer Astronauten Claude Nicollier. Die Teilnehmenden von Projekt NICOLLIER bauen eine Rakete, mit der sie an einen internationalen Wettbewerb gehen. Projekt-Manager Felix Hattwig hat sich Zeit genommen, der Today-Redaktion Auskunft über die Pläne von Projekt NICOLLIER zu geben.

Was für eine Rakete baut ihr genau?

In unserem Projekt bauen wir eine sogenannte Höhenforschungsrakete. Das ist eine unbemannte Rakete, die nur für wissenschaftliche Zwecke konstruiert ist. Der Zweck unserer Rakete ist es, Messungen in der Atmosphäre, bei rund drei Kilometern Höhe, zu machen. Das ist auch eine der Höhenkategorien, die bei den Wettbewerben gilt, an denen wir teilnehmen. In zukünftigen Projekten bei ARIS versuchen wir auch, Raketen zu bauen, die das All erreichen, also bis zu 100 Kilometer hoch fliegen. Das Ziel ist, dass wir einen Satelliten mit einer von ARIS gebauten Rakete in All schicken.

Wie gross ist die Rakete, die ihr gebaut habt?

Die Rakete ist 3,677 Meter hoch und wiegt 42,117 kg. Wenn der Motor ausgebrannt ist, ist sie etwa zehn Kilogramm leichter. Das Gewicht und diese Höhe sind aber noch nicht definitiv, denn es kann sein, dass noch Anpassungen und Änderungen vorgenommen werden müssen, auch wenn die Rakete selbst schon gebaut ist.

Was war der grösste Rückschlag während des Baus?

Es gab kleinere Probleme in der Konstruktionsphase. Es ist immer eine Abwägung, wie gefährlich etwas ist. Da wir die Sicherheit über alles stellen, mussten wir hier einige schwierige Entscheidungen treffen. Aber unser Hauptproblem ist die Finanzierung. Es ist schwierig für uns, das nötige Geld aufzutreiben, denn wir sind eine Non-Profit-Organisation. Die ETH unterstützt das Projekt, indem sie uns die Nutzung des Hangars in Dübendorf und einige Werkzeuge und Maschinen zur Verfügung stellt.

Wie finanziert ihr euer Projekt dann?

Ein kleiner Teil kommt aus privaten Geldern. Der überwiegende Teil sind aber Sponsoren aus der Industrie. Einige von ihnen unterstützen uns mit Geld, andere helfen uns bei der Konstruktion von Teilen. Aber wir finanzieren uns komplett selbst, wir erhalten keine staatlichen Mittel und keine finanzielle Unterstützung durch die ETH. Für einige Tests, zum Beispiel für unser geführtes Bergungssystem mit Fallschirmen, haben wir aber eine Kooperation mit dem Militär.

Wie viele Personen arbeiten am Projekt mit?

Bei ARIS sind rund 600 Personen dabei, von denen etwa 200 aktiv an einem Projekt mitarbeiten. Bei unserem Projekt sind wir etwa 48 Personen.

Sind all diese Studenten von der ETH?

Nein. Wir sind zwar mehrheitlich Studierende der ETH, aber ARIS ist kein Teil der ETH, sondern eine eigenständige Organisation. Auch Studierende von anderen Universitäten und Fachhochschulen sind in unserem Team. Wir wurden von einer Gruppe ETH-Studenten gegründet, aber man kann sich bei uns bewerben und durchläuft dann einen Auswahlprozess.

Ihr plant, mit eurer Rakete am internationalen Wettbewerb EuRoC teilzunehmen. Was möchtet ihr erreichen, falls ihr teilnehmt?

Mit dem Projekt wollen wir vor allem technische Innovationen fördern. Wir versuchen, dabei aber die bestmögliche Rakete zu bauen. Wenn wir am Wettbewerb teilnehmen, starten wir mit dieser Rakete. Dort wollen wir etwas erreichen, aber es ist nicht das primäre Ziel, zu gewinnen. Das primäre Ziel ist es, die bestmögliche Rakete zu bauen. Das Projekt kann auch ein Erfolg sein, ohne dass wir gewinnen holen. Darum haben wir beispielsweise unser geführtes Bergungssystem gebaut, obwohl dies keinen Einfluss auf die Bewertung hat. Aber wir glauben, dass es eine gute Wirkung hat.

Wie geht es nach dem Abschuss der Rakete mit dem Projekt NICOLLIER weiter?

Das Projekt NICOLLIER ist nach dem Abschuss der Rakete abgeschlossen. Dann wird ein neues Team gebildet und ein neues Projekt wird beginnen. Viele Mitglieder unseres jetzigen Teams werden sich dem nächsten Projekt anschliessen, das dann neue Ziele hat. Wir werden sicher auch Mitglieder für das nächste Projekt ausbilden.

Kann man schon etwas über die Zukunft sagen?

Das nächste Projekt wird wahrscheinlich ein Projekt mit einer Laufzeit von zwei Jahren sein. Eines der Ziele wird dann voraussichtlich sein, einen sogenannten Bi-Liquid-Antrieb zu bauen. Aber es wird wahrscheinlich auch noch weitere Ziele geben. Es gibt aber auch andere Projekte bei ARIS. Zum Beispiel das Projekt NAUTILUS, wo ein Fahrzeug zur Erforschung von Eismonden entwickelt wird. Wir wollen weiter inspirieren und zeigen, was Ingenieure auch in der Schweiz leisten können.

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veröffentlicht: 23. Juni 2024 10:38
aktualisiert: 23. Juni 2024 10:38
Quelle: ZüriToday

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