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Fussball-Liga kritisiert Behördenmassnahmen gegen Fangewalt

Personalisierte Tickets

Liga zu Behördenmassnahmen gegen Fangewalt: «Kontraproduktiv und rechtsstaatlich fragwürdig»

16.10.2024, 13:29 Uhr
· Online seit 16.10.2024, 11:37 Uhr
Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) will die Einführung personalisierter Tickets in der Super League vorantreiben. Ligachef Claudius Schäfer übt harsche Kritik an diesen Plänen. Er zweifelt nicht nur deren Nutzen, sondern auch die Rechtmässigkeit an.
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Fast eine halbe Stunde spricht Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League, am Mittwoch zu den Medien – und was er sagt, birgt Zündstoff. Zwar war bereits bekannt, dass sich die Liga gegen das Kaskadenmodell stellt, mit denen die Behörden die Clubs bei Fangewalt sanktionieren, und auch nicht begeistert von der geplanten Einführung von personalisierten Tickets ist, in dieser Deutlichkeit hat man das aber noch nicht gehört.

Schäfer kritisierte die Massnahmen der KKJPD als «kontraproduktiv, provokativ und rechtsstaatlich fragwürdig». Er kritisierte die Behörden ausserdem dafür, den Dialog mit der Liga abgebrochen zu haben und forderte sie dazu auf, diesen wieder aufzunehmen.

Quelle: Keystone-SDA / CH Media Video Unit / Linus Bauer

Personalisierte Tickets «nicht verhältnismässig»

Schäfer versuchte aufzuzeigen, dass Fangewalt im Schweizer Fussball zwar noch immer vorkomme, die Zahlen jedoch seit Jahren rückläufig sind – und das trotz steigender Zuschauerzahlen. Zu Vorfällen innerhalb der Stadien komme es kaum mehr, meist fänden diese ausserhalb des Stadions statt.

Da sei es nicht zielführend, personalisierte Tickets einführen zu wollen, zumal ein Blick ins Ausland zeige, dass damit keine Probleme gelöst würden. In Italien und der Türkei, beides Länder mit personalisierten Tickets, komme es immer wieder zu Fangewalt – und das auch in den Stadien.

Ausserdem sei die Verhältnismässigkeit einer solchen Massnahme nicht gegeben. Die Kosten sowie die Auswirkungen für das Publikum, beispielsweise durch lange Wartezeiten beim Einlass, seien angesichts des zweifelhaften Nutzens unverhältnismässig.

Good Hosting als Ansatz der Liga

Schäfer stört sich auch an der Art und Weise, wie Behörden nach Vorfällen jeweils mit drastischen Worten harte Massnahmen fordern. Was da erzählt werde, sei oftmals schlicht populistisch und falsch. Die Liga stütze sich bei ihrer Strategie hingegen auf die Wissenschaft. Dafür arbeite man mit der Universität Bern zusammen.

Anstelle von Repression, Kollektivstrafen wie Kurvensperrungen und erhöhter Polizeipräsenz plädiert die Liga dafür, den eingeschlagenen Weg des «Good Hosting» weiterzuverfolgen. Dabei geht es darum, die Auswärtsfans an Spielen als gute Gastgeber – und nicht etwa mit Hundertschaften an Polizisten in Kampfmontur – zu empfangen. Schon dadurch liessen sich viele Konflikte vermeiden.

Wenn es doch zu Vorfällen kommt, müssten laut der Liga und der Clubs die Einzeltäter gefunden und bestraft werden. Dass jedoch einfach neue Massnahmen ergriffen würden, deren Nutzen in einem Bericht bereits klar als gering bis nicht-existent festgehalten wurde, wie dies bei den personalisierten Tickets der Fall sei, sei hingegen nicht zielführend.

veröffentlicht: 16. Oktober 2024 11:37
aktualisiert: 16. Oktober 2024 13:29
Quelle: FM1Today

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