In den letzten Tagen in den schwierigen Pyrenäen-Etappen hielt sich Küng bewusst etwas zurück. «Ich habe die Berge gut überstanden und nicht zu stark gelitten», berichtete der Thurgauer Zeitfahr-Spezialist am Tag vor der knapp 31 Kilometer langen Prüfung gegen die Uhr. Am einen oder anderen Tag habe er zuletzt auch etwas Kräfte schonen können.
Auch seinen Effort Mitte der Tour, als er in der 12. Etappe in Nîmes nur einen Tag nach der doppelten Überquerung des Mont Ventoux Etappenvierter wurde, habe er gut verdaut. «Mein Fokus in den letzten Tagen lag auf dem zweitletzten Tag. Ich wusste von Anfang an, dass ich eine zweite Chance haben werde, wenn es im ersten Zeitfahren nicht (mit dem Sieg - Red.) klappt. Ich bin zuversichtlich», so der Europameister.
Nur gerade dem dominierenden Leader und designierten Gesamtsieger Tadej Pogacar hatte sich Küng am fünften Tag der Rundfahrt in der ersten Prüfung gegen die Uhr geschlagen geben müssen. Um 19 Sekunden verpasste der Thurgauer Zeitfahr-Spezialist seinen ersten Etappensieg im Rahmen der Tour de France.
Pogacar dürfte auch in Saint-Émilion einer der härtesten Widersacher von Küng sein, obwohl der Slowene zuletzt in den Pyrenäen im Gegensatz zu Küng stets gefordert war. «Ich weiss nicht, wie seine Beine sind. Wir werden sehen», sagte Küng, als er darauf angesprochen wurde.
Die Strecke, die kaum eine topografische Schwierigkeit aufweist, ist jedenfalls auf die Fähigkeiten des Schweizers zugeschnitten. Allerdings konnte er in der zweiten Tour-Hälfte in einem Zeitfahren noch nie wirklich brillieren. 2017, als er zum Auftakt in Düsseldorf ebenfalls Zweiter geworden war, erreichte er als Bestergebnis einen 9. Rang.
Für den letztjährigen WM-Dritten geht es aber nicht nur um den Tagessieg. Das Rennen dient dem 27-jährigen Ostschweizer auch als letzter Härtetest für das Olympiarennen, das zehn Tage nach dem Ende der Tour de France in Tokio im Programm steht.
In Japan ebenfalls am Start, allerdings mit dem Vierer auf der Bahn, steht Stefan Bissegger, der zweite (Thurgauer) Trumpf im Kampf gegen die Uhr. Der 22-Jährige, 18. in der ersten Prüfung, ist aber eher (noch) auf kürzere Zeitfahren spezialisiert. Ein Topresultat von Bissegger am Samstag wäre deshalb eine Überraschung.