In den letzten Jahren hat eine Infektionskrankheit alle anderen überschattet: Gemeint ist natürlich das Coronavirus. Schon seit langer Zeit gilt jedoch Malaria als eine der am weitesten verbreiteten und tödlichsten Infektionskrankheiten. Jährlich sterben gemäss der WHO Hunderttausende Menschen an der Krankheit, die in der Regel durch Steckmücken übertragen wird. Für die Hälfte der Weltbevölkerung besteht gemäss BAG ein Infektionsrisiko.
Diese schreckliche Krankheit sorgte aber dafür, dass einer der beliebtesten Cocktails der Welt entstanden ist: Der Gin Tonic.
Von der nötigen Medizin zum Genuss-Drink
Die Geschichte dreht sich dabei nicht um die «wichtigste» Zutat, also den Gin, sondern sozusagen die «Beilage», den Tonic. Das sogenannte Tonic Water enthält nämlich Chinin. Die chemische Verbindung sorgt für den bitteren Geschmack – und hat medizinische Wirkungen, wie gegen Muskelkrämpfe oder Fieber. Auch gegen Malaria ist Chinin, das aus der Rinde des Chinarindenbaums gewonnen wird, nützlich.
So wurde es bereits im 17. Jahrhundert als Mittel gegen Malaria eingesetzt. Chinin wurde auch als Prophylaxe gegen die Infektionskrankheit eingesetzt: Es konnte die Infektion zwar nicht verhindern, aber bei genügend hoher Dosis den Parasiten unterdrücken. So wurde das Mittel etwa von der Britischen Ostindien-Kompanie eingesetzt, um die Soldaten fit zu halten. Um das bittere Pulver besser zu schlucken, wurde es mit kohlensäurehaltigem Wasser und Zucker gemischt. So entstand das heute bekannte Tonic Water. Zum Getränk wurde dann auch Gin beigefügt, um den Geschmack zu verbessern.
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Der Übergang zum Genussgetränk dauerte nicht lange. In der wissenschaftlichen Arbeit «The history of Gin and Tonic; the infectious disease specialist long drink. When gin and tonic was not ordered but prescribed» wird auf das «Oriental Sporting Magazine» von 1868 verwiesen, wo eine «Gin and Tonic»-Bestellung bei einem Pferderennen erwähnt wird.
Deswegen leuchtet ein Gin Tonic im UV-Licht
Chinin reagiert auch auf UV-Licht – es nimmt die UV-Strahlung auf (die wir nicht sehen) und entlässt sie als (für uns sichtbares) blaues Licht. Das ist auch der Grund, warum Tonic Water oder ein Gin Tonic in einem Club leuchten kann.
Winston Churchill soll gesagt haben, dass Gin und Tonic mehr englische Leben gerettet haben als alle Ärzte des Königsreichs. Heutzutage reicht es aber nicht, sich in einem Malaria-Risikogebiet mehrere Gin Tonic hinter die Binde zu kippen – der Chiningehalt im Tonic Water ist heute viel niedriger als in den medizinisch verschriebenen Dosen von früher.
Malaria-Vorsorge ist nicht ungefährlich
Was wird heute gegen Malaria gemacht? Gegen die Tropenkrankheit existiert keine Impfung. Es gibt aber Medikamente, die als Vorsorgemassnahme eingenommen werden können und sollen – ähnlich wie früher mit Chinin beziehungsweise Tonic Water. Diese haben aber teils starke Nebenwirkungen: Der französische Sänger Stromae erlitt 2015 wegen eines Burnout – und Nebenwirkungen des Malaria-Prophylaxe-Medikaments Mefloquin – Depressionen und Angstzustände, worauf er sich jahrelang weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückzog.
Auch das Bundesamt für Gesundheit BAG listet das Medikament als mögliche Malaria-Prophylaxe. Mefloquin werde aber «wegen seines ungünstigen Nebenwirkungsprofils nur selten angezeigt» – zwei andere Medikamente seien vorzuziehen.