Aargau/Solothurn

300 Franken Busse? SVP fordert andere Strafe bei Leinenpflichtverstoss

Hunde an die Leine

Busse statt Anzeige: Bald andere Strafe bei Leinenpflichtverstoss?

23.05.2024, 17:20 Uhr
· Online seit 23.05.2024, 14:45 Uhr
In den Aargauer Wäldern gilt vom April bis Juli Leinenpflicht für Hunde, um junge Rehe zu schützen. Bei einem Verstoss muss aktuell mit einer Anzeige gerechnet werden. Das finden mehrere SVP-Grossräte zu kompliziert und fordern eine Änderung.
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Ende April ereignete sich in Zufikon eine unschöne Szene. Eine Spaziergängerin fand am Waldrand ein zu Tode gebissenes Rehkitz. Der alarmierte Jagdaufseher stellte fest, dass das Reh einem Hund zum Opfer gefallen ist. Es sei kein alltäglicher Vorfall, aber dennoch komme es immer wieder zu solchen Fällen, wie der Zufiker Jagdaufseher gegenüber der «Aargauer Zeitung» sagte.

Um genau solche Vorfälle zu verhindern, gilt in der Brut- und Setzzeit laut kantonaler Jagdverordnung die Leinenpflicht für Hunde. Wer dagegen verstösst, kann angezeigt werden und es droht eine Geldstrafe – egal, ob der Vierbeiner einen Schaden anrichtet oder nicht.

Saftige Busse statt bürokratisches Verfahren

Diese Vorgehensweise ist einigen SVP-Grossräten allerdings zu aufwendig. In einem Vorstoss fordern nun SVP-Grossrat Walter Stierli mit weitern Politikern eine Änderung der Jagdverordnung. Bei einem Verstoss der Leinenpflicht soll künftig eine saftige Ordnungsbusse ausgestellt werden. Statt einer Verzeigung bei der Staatsanwaltschaft soll es die höchstmögliche Busse von 300 Franken geben.

«Für dieses Vergehen ist es doch nicht nötig, den Staatsapparat aufzuheizen. Das dauert meist mehrere Monate und endet dann mit einer einfachen Geldstrafe», erklärt Stierli gegenüber der Zeitung. Eine Ordnungsbusse durch die Polizei sei viel effizienter und zeitsparender. «Damit wird die Staatsanwaltschaft entlastet und es wird einfacher, ein solches Vergehen zu melden», fügt Stierli an.

Nicht der erste Kanton mit Bussensystem

Der Aargau wäre nicht der erste Kanton, der ein Verstoss der Leinenpflicht mit einer Busse bestraft. In Zürich werden Hundebesitzende, die ihre Tiere nicht an der Leine führen, ebenfalls mit einer Busse geahndet – jedoch nur mit 60 Franken. Hinzukommt, dass in Zürich zudem neben Polizei auch Wildhüterinnen und Wildhüter, Ranger und die jagdliche Revieraufsicht Bussen verteilen dürfen.

Dieses System begrüssen auch Aargauer Jagdaufseher: «Ich fände es gut, wenn wir als Jagdaufseher auch direkt dazu bevollmächtigt wären, die Bussen auszustellen», sagt Rolf Suter, Jagdaufseher im Revier Gränichen-Ost und Präsident der Vereinigung Aargauischer Jagdaufseher.

Zuerst das Gespräch später die Busse

Die Bussenverteilung dürfe aber auf keinen Fall im Vordergrund stehen: «Wenn wir Jäger im Wald auf Personen treffen, die ihren Hund nicht an der Leine halten, suchen wir immer zuerst das Gespräch. Viele sagen, dass sie von dieser Pflicht nichts gewusst hätten», hält Suter fest.

Frei herumlaufende Hunde im Wald könnten Rehe verängstigen, sodass die Rehe nicht mehr zu ihren Jungtieren zurückkehren, um diese zu säugen. «Das leuchtet den meisten ein und der Hund wird dann an die Leine genommen», erklärt Suter. Erst ein einziges Mal habe er in seiner Karriere eine Anzeige erstattet. Dies sei bei einer Person gewesen, die trotz mehrmaliger Aufforderungen ihrer Pflicht nicht nachkommen wollte.

Bessere aufgeklärt als früher

Suter kennt aus eigener Erfahrung, dass Hunde im Wald hin und wieder ein Tier reissen. Jährlich komme es in seinem Revier in Gränichen zu drei bis vier Wildtierrisse von Hunden. Vor zwanzig Jahren seien es noch doppelt so viele gewesen.

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Im Jahr 2021 wurden schweizweit rund 360 Wildtiere von Hunden getötet. 2001 lag diese Zahl hingegen noch bei über 800. Zwar steigt die Anzahl Hunde hierzulande, aber die Zahl an getöteten Wildtieren nimmt ab. Der Jagdaufseher hat eine Erklärung dafür. Hundehaltende seien viel besser über die Gefahren durch herumtobenden Hunde informiert als früher.

(red.)

veröffentlicht: 23. Mai 2024 14:45
aktualisiert: 23. Mai 2024 17:20
Quelle: ArgoviaToday

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