Aargau/Solothurn
Lenzburg/Seetal

Magere und tote Schafe: Rentnerpaar aus Merenschwand wegen Tierquälerei verurteilt

Merenschwand

Magere und tote Schafe: Rentnerpaar wegen Tierquälerei verurteilt

18.10.2024, 20:24 Uhr
· Online seit 18.10.2024, 20:08 Uhr
Nach über 65 Jahren in der Schafhaltung musste ein Ehepaar in Merenschwand im Februar seine Tiere abgeben. Der Veterinärdienst fand Schafe und Lämmer im abgemagerten, kranken und teilweise leblosen Zustand vor. Im Interview mit Tele M1 zeigt sich der Hofbesitzer reuevoll.
Anzeige

In Merenschwand, genauer gesagt auf dem Hof von Fritz Schmutz und seiner Frau, endete im Februar eine jahrzehntelange Tradition. Der Veterinärdienst griff ein und nahm ihnen ihre Schafe weg, nachdem bei mehreren Kontrollen gravierende Missstände festgestellt wurden. Die Folge: Ein Strafbefehl gegen das Rentnerpaar wegen mehrfacher Tierquälerei und Vernachlässigung. Gegenüber Tele M1 zeigt sich der 81-Jährige reuevoll: «Ich habe mich extrem geschämt, dass es so weit gekommen ist.»

Die Gesundheit der beiden sei der Grund gewesen

Laut des Strafbefehls war dem Veterinärdienst bereits im Dezember 2023 bei einer Kontrolle aufgefallen, dass die Schafe schlecht versorgt waren. Im Stall herrschte Chaos, der Mist hatte sich bis zu einer Höhe von 1,70 Meter aufgetürmt, und die Tiere hatten weder ausreichend Futter noch sauberes Wasser. „Ich hätte das im Sommer schon erledigen sollen“, sagt Fritz Schmutz gegenüber Tele M1. „Aber ich war den ganzen Sommer nicht fit und hab es einfach immer rausgeschoben.“ Laut Schmutz hätte er den Sommer über unter starken Schmerzen gelitten und konnte deshalb nicht zu den Schafen schauen.

Auch seine Frau Margrit, die ihn normalerweise unterstützt, war zu dieser Zeit aufgrund einer Knieoperation wochenlang im Spital und in der Rehabilitation. Beide waren gesundheitlich angeschlagen und konnten die Pflege der 36 Schafe nicht mehr bewältigen.

Die Situation eskalierte Anfang Januar 2024, als der Veterinärdienst ein totes Schaf im Stall fand. Fritz Schmutz erinnert sich, das Tier am Morgen gefunden zu haben. Er vermutet, dass ein Fuchs es in der Nacht aufgescheucht habe. „Ich glaube dann ist es über den Haag gesprungen, da hat sich das Tier leider mit dem Hinterbein im Gitter verfangen und ist so verendet“, sagt er sichtlich bedrückt. Laut des Strafbefehls habe sich das Tier jedoch aufgrund des hohen Mistberges in der Absperrung stranguliert.

Nachkontrollen zeigten keine Besserung

Doch das tote Schaf war nicht der einzige Grund für die Eingriffe der Behörden. Die Tiere waren in einem schlechten Zustand, einige stark abgemagert, und die Klauenpflege wurde vernachlässigt. Zudem war die Entwurmung überfällig. Der Veterinärdienst stellte laut Strafbefehl fest, dass sich die Situation bei Nachkontrollen nicht verbesserte: „Am 10. Januar 2024 stand den Schafen kein Futter zur Verfügung, und die Tiere zeigten erneut grossen Hunger.“ Im Gegenteil, am 7. Februar hat der Veterinärdienst ein totes Lamm und zwei weitere Lämmer in einem schlechten Allgemeinzustand aufgefunden. Eines der beiden zeigte Anzeichen einer beginnenden Lungenentzündung.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Das Ehepaar akzeptierte den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft, der eine Geldstrafe von insgesamt knapp 3500 Franken beinhaltet. Für beide Rentner, die zeitlebens in der Landwirtschaft tätig waren, ist der Vorwurf der Tierquälerei schwer zu ertragen. Die Frage, ob Schmutz sich selbst als Tierquäler sehe, verneint er. „Auf keinen Fall, das ist das, was mir am meisten weh tut. Dass ich gerade noch in meinem Alter ein Tierquäler sein sollte.“

Obwohl das Ehepaar seine Strafe angenommen hat, ist es unwahrscheinlich, dass sie jemals wieder Schafe halten werden.

(zoe)

veröffentlicht: 18. Oktober 2024 20:08
aktualisiert: 18. Oktober 2024 20:24
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige

Am meisten gelesen

Mehr für dich

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch