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FC Aarau

Das Brügglifeld feiert 100 Jahre: Ein Blick zurück auf die Aarauer Sportgeschichte

Jubiläum

Erinnerung an 100 Jahre Sportgeschichte im Brügglifeld

· Online seit 12.10.2024, 09:14 Uhr
Am 12. Oktober 1924 schrillte im Brügglifeld zum ersten Mal der Anpfiff durch die Luft. Seither ist das Stadion Zeitzeuge von vielen epischen, kuriosen und grauenhaften Ereignissen geworden. Ein kleiner Rückblick in die letzten 100 Jahre.

Quelle: Archiv Tele M1 / CH Media Video Unit / Linus Bauer

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Die Entstehung (1924)

Gegründet wurde der FC Aarau im Jahr 1902. Anfänglich wurden die Heimspiele im Schachen bestritten. Dort gelangen ihm auch die ersten Meistertitel der Klubgeschichte (1912, 1914). Nachdem die Ortsbürgergemeinde Aarau grünes Licht für die Errichtung eines Fussballplatzes im Brügglifeld gegeben hatte, gründeten einige Mitglieder und Freunde des FC Aarau eine Genossenschaft für die Erstellung und Finanzierung der Anlage.

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Nach 199 Tagen Bauzeit wurde das Stadion am 12. Oktober 1924 eingeweiht. Zu Gast war niemand weniger als der damalige Landesmeister FC Zürich. Dass das Stadion dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, damit hätte wohl damals niemand gerechnet.

Die Hoheitsperiode (80er- und 90er-Jahre)

Aarau-Fans, welche die 80er- und 90er-Jahre miterlebt haben, dürften wohl heute noch von diesen Zeiten träumen. Ligacup-Sieger 1982, Schweizer Cup-Sieger 1985, Schweizermeister 1993 und drei Teilnahmen am Uefa Cup, um nur einige Highlights zu nennen.

Im Rahmen dieser Turniere kamen immer wieder international bekannte und hochkarätige Mannschaften ins Brügglifeld. So spielte der FCA etwa 1985 im Brügglifeld gegen Roter Stern Belgrad aus Serbien, 1993 gegen Omonia Nikosia aus Zypern und 1996 gegen Brøndby IF aus Dänemark. Wirklich erfolgreich waren die Aarauer im internationalen Kräftemessen jedoch nie. Das Spiel gegen den womöglich hochkarätigsten Gegner, den AC Mailand im Jahr 1993, fand (leider) im Hardturm Stadion in Zürich statt.

Torhüter entscheidet das Spiel 2003

Wir schreiben den 26. April 2003. Es läuft die letzte Saison der alten Nationalliga A, bevor aus ihr im Sommer die Axpo Super League werden wird. Zum letzten Mal wird im alten Modus mit Finalrunde und Auf-/Abstiegsrunde gespielt. Zu Gast im Brügglifeld ist der FC St.Gallen, der sich wie die Aarauer händeringend gegen den Abstieg wehrt.

Für beide Teams zählt nichts anderes als ein Sieg. Offensiv will aber auf beiden Seiten nichts wirklich klappen. Bis sich Massimo Colomba, der Mann im Aarauer Tor, ein Herz fasst. Der Torhüter, der für seine weiten Abschläge bekannt ist, kickt den Ball weit in die gegnerische Platzhälfte. Kurz vor dem Strafraum kommt das runde Leder zu Boden und prallt im Anschluss in die Ecke. Der St.Galler Keeper Stafano Razetti, der viel zu weit vor dem Gehäuse steht, sieht dabei uralt aus. Der FCA siegt dank Colombas Goalie-Goal mit 1:0 und marschiert danach souverän in Richtung Klassenerhalt.

Super-League-Aufstieg (2013)

Am 25. Mai 2013 wird das Brügglifeld zum Schauplatz eines kleinen Fussballwunders. Vor 3600 gebannten Zuschauerinnen und Zuschauern kämpft der FC Aarau in einem engen Spiel gegen Chiasso und landet einen knappen, aber bedeutsamen 1:0-Sieg. Doch der wahre Höhepunkt sollte noch folgen. Zur selben Zeit in Bellinzona, tief in der Nachspielzeit, gleicht der FC Wohlen in der 95. Minute zum 2:2 aus – und in diesem Moment brechen im Brügglifeld alle Dämme. Die Spannung entlädt sich und die Freude über den endgültigen Aufstieg in die Super League explodiert in einem Schwall aus Ekstase.

Was in den Köpfen der Spieler, der Vereinsführung und der Fans vorging, als der Traum Realität wurde, ist kaum in Worte zu fassen. Die Atmosphäre im Stadion war elektrisierend, unvergesslich. Die Bilder dieses Tages sprechen für sich und erzählen eine Geschichte, wie sie nur der Sport schreiben kann.

Das letzte Spiel in der Super League (2015)

Quelle: TeleM1

Die Saison 2014/15 ist aus Aarauer Sicht eine wahrscheinlich grässliche Erinnerung. Oft fehlt nicht viel für einen Sieg. Häufig ist es nur ein Tor Unterschied oder ein Unentschieden, das die Aarauer von einem Dreipunktegewinn trennt. Auf gut Deutsch gesagt: Es harzt die ganze Saison. Daran kann auch Raimondo Ponte nichts mehr ändern, der im März als Trainer das Ruder übernommen hat.

Die letzte Partie auf Super-League-Niveau findet am 29. Mai 2015 statt. Obwohl der Abstieg für die Aarauer schon Tatsache ist, kann man sich immerhin mit einem würdigen 3:2 Sieg gegen den FC Thun aus der höchsten Spielklasse verabschieden. Was die ganze Sache für den FCA noch bitterer macht: Der Zweitletzte FC Vaduz hat Ende Saison lediglich einen Punkt mehr auf dem Konto.

Traumatische Barrage (2019)

Saison 2018/19: Für die Fans des FC Aarau ist es die Zeit der längst ersehnten Genugtuung. Was über Jahre nur ein Traum geblieben ist, scheint nun greifbar nahe. Der zweite Tabellenplatz, direkt hinter dem übermächtigen Genf Servette, katapultiert den FCA in die Barrage – das Tor zur Super League steht weit offen. Nur ein Gegner verbleibt: Neuchâtel Xamax. Der 30. Mai 2019, das Hinspiel, ein Paukenschlag. Aarau fegt Xamax mit einem überragenden 4:0 vom Platz. Die Euphorie kennt keine Grenzen – Stadt und Fans liegen sich in den Armen, überzeugt, dass der Aufstieg zum Greifen nah ist. Noch 90 Minuten. 90 Minuten ohne vier Gegentore, und Aarau wäre zurück in der höchsten Spielklasse.

Der Tag der Entscheidung: Das Brügglifeld kocht. Die Luft ist geladen, das Stadion bebt. Doch in der 20. Minute, ein erster Riss in der Euphoriewelle. Neuchâtel erhält einen Elfmeter – Geoffroy Serey Dié verwandelt kaltblütig, völlig entgegen dem Spielverlauf. Stille. Dann die 29. Minute: 2:0 für Xamax. Schock. Aarau taumelt, kämpft, doch es hilft nichts. 72. Minute – das Unvorstellbare passiert: Der ehemalige Aarauer Stürmer Geoffrey Tréand erzielt das 4:0. Schockstarre. Das Stadion hält den Atem an.

Das restliche Spiel bleibt torlos bis zur Verlängerung – das Schicksal entscheidet sich wegen des Punktegleichstands im Elfmeterschiessen. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt. Aarau verschiesst den ersten Versuch. Xamax hat den Matchball in der fünften Penaltyrunde. Serey Dié tritt an. Das Stadion hält den Atem an. Er schiesst. Der Ball sitzt. Licht aus im Brügglifeld, der Traum geplatzt. «Das Unmögliche möglich machen» – doch an diesem Tag hält Aarau das Motto auf tragische Weise verkehrt herum ein.

veröffentlicht: 12. Oktober 2024 09:14
aktualisiert: 12. Oktober 2024 09:14
Quelle: ArgoviaToday

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